Halle (energate) - Industrieunternehmen sehen durch die hohen Gaspreise und die neue CO2-Abgabe ernste wirtschaftliche Probleme für ihre KWK-Anlagen. "Die aktuell unberechenbare Energiepreisentwicklung ist ein weiteres Argument für das womöglich absehbare Einstellen des Kraftwerksbetriebs", warnte Wilhelm Zacharias, Finance Manager bei Burda Druck auf dem "BKWK-Kongress 2021". Burda betreibt zwei ältere KWK-Anlagen an den Standorten Offenbach und Nürnberg, um Dampf, Strom und Wärme für den Druck der Verlagsprodukte zu erzeugen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb der KWK-Anlagen müsse das Verhältnis Strom- zu Gaspreis stimmen, erläuterte Zacharias auf der Tagung. Aktuell steige der Gaspreis aber stärker als die Strompreise, sodass das Verhältnis in den vergangenen Monaten unter die Ziffer Zwei zurückging. In der Vergangenheit waren Werte deutlich über zwei, teilweise auch über drei, ein Argument dafür, die gekoppelte Erzeugung beizubehalten.
Die Einführung der CO2-Bepreisung für industrielle Anlagen im Rahmen des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG) verschärfe dieses Problem zusätzlich. Konkrete Eurozahlen wollte der Finanzmanager zwar nicht nennen, betonte aber, dass spätestens ab einem Preis von 55 Euro pro Tonne CO2 die Eigenerzeugung auf dem Prüfstand stehe. An den beiden Druckstandorten erzeugen die zwei KWK-Anlagen einen Großteil der Wärme zur Dampferzeugung und zur Stromerzeugung selbst, in Offenbach beispielsweise 56 von insgesamt 59 Mio. kWh Wärme plus 26 Mio. von 29 Mio kWh. Strom. Nach Berechnungen des Unternehmens spart dies 14 Prozent Primärenergie gegenüber der Alternative, dass der Dampf in einem Kessel ohne KWK erzeugt werden müsste und der Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen würde.
BKWK stellt Gaskraftwerke ohne Wärmeauskopplung infrage
"KWK ist zumindest kurz- und mittelfristig Teil der Lösung auf dem Weg zur Klimaneutralität", betonte Zacharias - zumal sich die Anlagen langfristig auch mit Wasserstoff statt Erdgas betreiben ließen. Der Unternehmensvertreter forderte daher, die KWK komplett aus dem Wirkungsbereich des BEHG herauszunehmen. Sobald Reparaturen oder Standortverlagerungen nötig würden - der Bestandsschutz also falle - stünden Bestandsanlagen andernfalls vor dem Aus. Auch Heinz Ullrich Brosziewski, Vizepräsident des BKWK, warb für die systemdienliche Erzeugung nahe den Lastschwerpunkten. "Gaskraftwerke auf der grünen Wiese helfen uns nicht", grenzte er sich vom Standpunkt des Energieverbandes BDEW ab. /mt