Berlin (energate) - Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) schlägt in einem Zwischenbericht zu ihrer Netzstudie III die Einführung eines Systementwicklungsplans vor, der den Netzentwicklungsplänen Strom und Gas vorangestellt ist. Denn eine integrierte Planung der verschiedenen Energieinfrastrukturen sei unerlässlich für ein klimaneutrales Energiesystem, erläutert die Dena. Gemeinsame Eckpunkte für die Planung seien beispielsweise Elektrolyseur-Kapazitäten, Backup-Kraftwerke sowie ihre Standorte ebenso wie das zu erwartende Angebot und die Nachfrage nach den verschiedenen Energieträgern. Mit der Studie will die Agentur ein Leitbild für eine auf Klimaneutralität ausgerichtete Entwicklung der Strom-, Gas- und Wärmenetze erstellen. Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums untersucht sie dazu im Austausch mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, wie die Planung der Energieinfrastruktur optimiert werden kann.
Für das Stromnetz hat die Studie ermittelt, dass der Ausbaubedarf der Übertragungsnetze und der Verteilnetze weiterhin hoch sein wird. Dies würde sich aus dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der fortschreitenden Elektrifizierung im Verkehr, bei der Wärmebereitstellung und in der Industrie ergeben. Die Rolle der Gasnetze werde sich durch die perspektivische Abkehr von fossilem Erdgas stark wandeln, heißt es weiter. Ein Teil des bestehenden Gasnetzes könne zu einem Wasserstoff-Startnetz umgewidmet werden. Die zukünftige Rolle klimaneutraler Gase insbesondere für die Wärmebereitstellung sei aktuell aber noch unklar. Da langfristig auch Stilllegungen insbesondere von Gasverteilnetzen nicht ausgeschlossen seien, müsse zeitnah über die damit verbundenen Konsequenzen nachgedacht und ein rechtlicher und organisatorischer Rahmen dafür geschaffen werden, fordert die Dena.
Energiebranche sieht Wasserstoff im Wärmesektor
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"Eine enge Abstimmung zwischen den Infrastrukturen für Strom, Gas und Wasserstoff und auf lokaler Ebene für Wärme ist zentral für eine bedarfsgerechte und effiziente Netzentwicklung", sagte Dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann. Ein Systementwicklungsplan als Grundlage der Netzentwicklungspläne solle deshalb im Rahmen des geplanten Klimaschutz-Sofortprogramms der kommenden Bundesregierung im EnWG festgeschrieben werden. Die Dena veranstaltet momentan ihren Energiewende-Kongress 2021.
Laut Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeige der vorgelegte Zwischenbericht erste allgemeine Prämissen auf, die in der künftigen Netzplanung berücksichtigt werden sollten. Das gelte beispielsweise für die starke Zunahme von Wärmepumpen, die an die örtlichen Stromnetze angeschlossen werden müssen, schreiben die Verbände in einer gemeinsamen Mitteilung. "Aus BDEW- und VKU-Sicht brauchen wir insbesondere im Wärmemarkt einen klugen Mix an klimaneutralen Versorgungsoptionen, um nicht nur kurz-, sondern auch langfristig eine optimale Wärmebedarfsdeckung erzielen zu können", sagten Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, und Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer. Dabei werde auch Wasserstoff eine Rolle spielen. Für Transport und Verteilung von Wasserstoff sollten deswegen - wo immer möglich - die bestehende Fernleitungs- und Verteilnetz-Infrastrukturen genutzt werden. /ck