Köln (energate) - Energiestaatssekretär Andreas Feicht (CDU) will die Diskussion um die "richtige" Farbe von Wasserstoff beenden. "Es muss jetzt ein Zertifizierungssystem geben, in dem die Verbraucher, die den Wasserstoff kaufen, klare Informationen darüber erhalten, wie es um seine Treibhausgasintensität bestellt ist - wie der Stempel 'Deutsche Markenbutter'", sagte er bei seinem Auftritt der Fachtagung Gat 2021 in Köln. Ein Zertifizierungsystem, das derzeit in Brüssel in Planung ist, könne das Vertrauen der Verbraucher wie auch der Investoren stärken. Denn nicht jedes Projekt, bei dem grüner Strom für die Elektrolyse eingesetzt wird, sei automatisch nachhaltig, gab Feicht zu bedenken. Umgekehrt sei nicht jedes Produkt aus blauem Wasserstoff, bei dem Erdgas einsetzt wird, nicht nachhaltig.
Auch Lukasz Kolinski, Referatsleiter in der Energieabteilung der EU-Kommission unterstrich im Rahmen seiner Keynote, offen für emissionsarme Produktionsverfahren zu sein - zumindest "kurzfristig bis 2030". Während die Erneuerbarenrichtlinie klar auf grüne Wasserstoffprojekte fokussiere, stellte er "andere Maßnahmen" in Aussicht, ohne hier konkreter zu werden. Diese könnten auch den Einsatz von Atomstrom für die Elektrolyse (gelb) oder Erdgas in der Pyrolyse (türkis) abdecken, ließ er auf Nachfrage durchblicken. Bei der Zertifizierung der Wasserstoffprojekte könne die Kommission auf die vorhandene Datenbasis aufsetzen und diese sofort erweitern, sobald die Legislativvorschläge zum Gasmarktpaket inklusive der Verordnungen beschlossen sind.
Feicht stellt Bedingungen für den Wärmemarkt
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Optimistisch gab sich Staatssekretär Feicht bei den verfügbaren grünen Wasserstoffmengen. "Ich habe nach meinen vielen Gesprächen immer stärker den Eindruck, dass wir deutlich schneller und günstiger höhere Wasserstoffmengen bekommen können als wir noch vor einem Jahr geglaubt hatten." Dies gelte sowohl für den Pipelineimport aus dem Süden und dem Norden als auch über das Derivat Ammoniak. Trotz dieser leichten Entspannung auf der Angebotsseite stellte er harte Bedingungen für den Einsatz im Wärmemarkt auf: "Wasserstoff kann nur dann eine Rolle spielen, wenn Sie als Branche glaubhaft darstellen können, dass sich auch die letzte Heizung in einem Straßenzug auf 100 Prozent Wasserstoff umstellen lässt." Dies sei weniger ein technisches Problem auf Seiten der Gerätehersteller, sondern eher eine Herausforderung für das Prozessmanagement der kommunalen Versorger. Eine Beimischung von geringeren Wasserstoffmengen könne allenfalls ein Übergang sein. Denn das führe nicht zum Emissionsziel "net zero", so Feicht. /mt