Wien (energate) - Die EU-weiten Vorgaben zur Dekarbonisierung im Verkehrssektor erhöhen den Druck auf die Automobilbranche. Experten sehen Österreich gut gerüstet für die Transformation. Es gebe keinen "Plan B" zur Elektromobilität, so das Resümee von Stephan Mayr, Geschäftsführer des Autohauses Waldviertel, in einer Online-Veranstaltung des Klima- und Energiefonds. Das zeige sich auch in der strategischen Ausrichtung heimischer Hersteller. So habe die Coronapandemie und die Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten dafür gesorgt, dass europäische Hersteller das Know-how und die Zuliefererbetriebe in die Nähe ihrer Werke zurückholen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass in Österreich mittlerweile Elektroautos priorisiert gefertigt werden, so Mayr.
Gerade die heimische Automobilbranche sowie auch die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich genössen einen ausgezeichneten Ruf, der es Österreich ermögliche, international einen Spitzenplatz bei der E-Mobilität einzunehmen. Um die Marktdurchdringung von E-PKW zu erhöhen, müsse die heimische Automobilbranche den Kundinnen und Kunden vor allem die Sorgen in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit und die Reichweite von E-Fahrzeugen nehmen. Vom vermehrten Verkauf von E-PKW würden zudem andere Branchen im Bereich der Ladeinfrastruktur, der erneuerbaren Energien, aber auch im Bereich der Stromspeicher profitieren, so Mayr. Notwendig hierfür seien aber ausreichend Fachkräfte.
Österreich als Vorreiter bei E-Mobilität
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Den österreichischen Strommix zugrunde gelegt, stößt ein E-PKW um 60 Prozent weniger Treibhausgasemissionen aus als ein fossil betriebenes Fahrzeug. Mit der Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energie sei eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen möglich, so Christian Gratzer, Pressesprecher des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Die E-Mobilität sei bereits voll in Österreich angekommen. So überholten die E-PKW-Neuzulassungen im September dieses Jahres jene von dieselbetriebenen Fahrzeugen und auch der öffentliche Verkehr sei mit elektrisch betriebenen Straßen- und U-Bahnen sowie den Oberleitungsbussen in Linz und Salzburg gut aufgestellt, so Gratzer.
Auch aus ökonomischer Sicht sei es notwendig, die heimische Stromproduktion auf erneuerbare Energien umzustellen. Jedes Jahr gebe Österreich Milliarden Euro für den Import von fossilen Energieträgern aus. In diesem Sinne sei auch der Stopp von Subventionen im fossilen Bereich, Stichwort Dieselprivileg, dringend erforderlich. Auch sollte der Ankauf von Firmenwagen mit Verbrennungsmotor nicht mehr steuerlich begünstigt werden. Zudem brauche es eine verursachergerechte CO2-Bepreisung, betonte Gratzer.
Arbeitskräfte als Schlüsselfaktoren der Transformation
Sylvia Leodolter, für die Arbeiterkammer im Bereich Umwelt und Verkehr tätig, benannte aber auch Schwachpunkte der österreichischen Automobilindustrie. Zwar würden in der Branche hochwertige Komponenten produziert, doch diese wiesen nach wie vor einen starken Fokus auf Verbrennungsmotoren auf. Zudem sei die Branche abhängig von strategischen Entscheidungen, die im Ausland getroffen würden. Ein Pluspunkt der heimischen Automobilindustrie seien hingegen die gut ausgebildeten, flexiblen und innovativen Arbeitskräfte.
Wichtig sei es, die Arbeitsplätze von Personen, die in von der Dekarbonisierung betroffenen Bereichen tätig sind, zu sichern. Dabei sollten die Aus-, Weiter- und Umbildungsmaßnahmen für die Beschäftigen bereits während des aktuellen Arbeitsverhältnisses stattfinden und nicht erst wenn diese arbeitslos geworden sind. Für die betroffene Industrie sei hierbei die Ausarbeitung einer "Roadmap Dekarbonisierung" hilfreich, um den Umstieg mit den Unternehmen aus der Region zu schaffen, betonte Leodolter.
Plattform für Transformation in der Automobilbranche
Die neue Initiative und Plattform des Klima- und Energiefonds "AATP" soll die Kooperation von Akteuren aus verschiedenen Bereichen und auf unterschiedlichen Ebenen ermöglichen. Hierfür sind gemeinsam Lösungen für eine erfolgreiche Transformation des Mobilitätsektors angedacht. Dabei sei eine transparente Kommunikation und die Partizipation an den Lösungsprozessen ein entscheidender Faktor, so Gernot Wörther vom Klimafonds bei der Vorstellung der Plattform. Grundlage der Initiative ist der vom Klimaschutzministerium erstellte, österreichische Mobilitätsmasterplan 2030. Die Plattform ist hier online abrufbar. /af