Berlin (energate) - Die Geothermiebranche erwartet dank dem Koalitionsvertrag der Ampelregierung neue Impulse. "Wir müssen schauen, dass dies kein Papiertiger bleibt, sondern dass die Regelungen, die getroffen werden, auch wirklich praktikabel sind", sagte André Deinhardt vom Bundesverband Geothermie beim Auftakt des diesjährigen Jahreskongresses. Er hob insbesondere die zugesagte "Prüfung einer Fündigkeitsversicherung", die Verbesserung der Datenlagen, aber auch die flächendeckende Wärmeplanung sowie verkürzte Genehmigungsverfahren als Pluspunkte hervor. Die Forderung nach einer Risikoversicherung hat sein Verband seit vielen Jahren platziert. "Oftmals scheitern Geothermieprojekte an der Finanzierung und nicht am technischen Rahmen", argumentierte der Geschäftsführer auf dem rein digitalen Kongress.
Insbesondere Stadtkämmerer kleinerer Kommunen tun sich schwer, millionenschwere Bohrungen zu beschließen, die im schlimmsten Fall erfolglos bleiben (energate berichtete). Bei der Umsetzung einer Versicherung, die das Fündigkeitsrisiko auf mehr Schultern verteilt, sieht der Geschäftsführer des Verbandes mehrere mögliche Varianten. Eine davon wäre, die Versicherung als flankierende Maßnahme in der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) zu verankern. "Aber wir diskutieren auch andere Möglichkeiten", fügte er an.
Warten auf die BEW
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Das im Koalitionsvertrag verankerte Ziel, Genehmigungsverfahren für Erneuerbaren-Projekte zu beschleunigen (energate berichtete) kommt auch der Geothermiebranche zugute. Deinhardt warb dafür, das Bundesbergbaugesetz zu ändern oder darin enthaltene Ermessensspielräume zu nutzen. Auch die Umweltverträglichkeitsprüfung gehört in seinen Augen auf den Prüfstand.
Dass die Koalitionäre eine flächendeckende kommunale Wärmeplanung und den Ausbau der Wärmenetze stärker ins Auge fassen wollen (energate berichtete), sorgt ebenfalls für Zuversicht unter den Mitgliedsunternehmen. "Der Punkt treibt uns seit langem um, denn die großen Kostentreiber sind bei der Tiefengeothermie nicht die Bohrungen, sondern die Wärmenetze", so Deinhardt. Ebenso wie andere Verbände wartet der Branchenverband auf die immer wieder verschobene Bundesförderung BEW. Aktuell läuft die beihilferechtliche Prüfung der EU-Kommission. Deinhardt rechnet "sehr zeitnah" mit Ergebnissen und eine Verabschiedung durch die neue Bundesregierung. Die Mittelausstattung in Höhe von 250 Mio. Euro pro Jahr sei jedoch zu wenig, um das Ziel 50 Prozent Erneuerbare Wärme zu schaffen. Zur Einordnung: Aktuell ist Deutschland bei etwa 15 Prozent, hauptsächlich dank der Biomasse. "Unter einer Milliarde brauchen wir das Programm auch gar nicht zu starten", kritisierte der Geschäftsführer. /mt