Bayreuth/Stuttgart - Der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW steigt bei der europäischen Crowd-Balancing-Plattform Equigy ein. Dafür gründet der Netzbetreiber ein Gemeinschaftsunternehmen mit Tennet. Der deutsch-niederländische ÜNB hatte Equigy im Jahr 2020 gemeinsam mit Swissgrid (Schweiz) und Terna (Italien) ins Leben gerufen (energate berichtete). Die Idee: Die Plattform soll die Flexibilitätskapazitäten von Wärmepumpen, Elektroautos und dezentralen Batteriespeichern bündeln und als Systemdienstleistung für das Netz verfügbar machen. Für die Abwicklung nutzt Equigy die Blockchain-Technologie. "Je mehr Übertragungsnetzbetreiber sich in Deutschland und Europa an der Crowd-Balancing-Plattform beteiligen, umso flexibler und sicherer wird unser Stromnetz", erklärte Tim Meyerjürgens, COO von Tennet. Bereits im Februar war die österreichische APG dazugestoßen.
Transnet BW-Geschäftsführer Rainer Pflaum verwies darauf, dass der Bedarf für die Dienstleistungen zur Netzstabilisierung in den kommenden Jahren deutlich anwachsen werde. "Wir sehen die Plattform als ein skalierbares und vor allem zukunftssicheres Instrument zur Erschließung dieser neuartigen Systemdienstleistungen", betonte er. Das Problem bleibt dabei der regulatorische Rahmen, der aktuell vor allem auf den Netzausbau, weniger auf die Netzintelligenz setzt. Investitionen in Digitalisierung lohnen sich für Netzbetreiber nicht so wie die in Kupfer und Stahl. Pflaum forderte daher Reformen. Neben der Anreizregulierungsverordnung müsste sich die neue Bundesregierung auch der Einbindung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Elektroautos und Wärmepumpen über §14a EnWG widmen. Die Große Koalition war mit diesem Vorhaben gescheitert (energate berichtete).
Kartellamt muss zustimmen
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Damit sich Transnet BW an Equigy beteiligen kann, gründet der Netzbetreiber gemeinsam mit Tennet ein Gemeinschaftsunternehmen namens Flexcess GmbH. Der Hintergrund: Die Satzung von Equigy sieht vor, dass nur europäische Übertragungsnetzbetreiber oder Gemeinschaftsunternehmen von nationalen Übertragungsnetzbetreibern Anteile halten können. Tennet wird seine Anteile an der Plattform in das neue Unternehmen einbringen, zu dessen Gründung das Bundeskartellamt noch zustimmen muss. /kw