Oldenburg (energate) - Die auf Gewerbe- und Industriekunden fokussierte Kehag Energiehandel ist insolvent. Leider habe die Einstellung der Strom- und Erdgaslieferung zum 31. Dezember nicht ausgereicht, um dies zu verhindern, teilte das Unternehmen in einem Kundenanschreiben mit, das energate vorliegt. Das Oldenburger Unternehmen hat nach eigenen Angaben am 28. Dezember beim Amtsgericht Oldenburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Die Lieferungen bis zum Jahresende werden aber voraussichtlich erfüllt, heißt es in dem Schreiben, datiert auf den 29. Dezember. In den Reihen des Bundesverbandes der Energieabnehmer (VEA) waren etwa 20 der insgesamt über 4.000 Unternehmen bei der Kehag unter Vertrag. Nach der Ankündigung des Lieferstopps am 13. Dezember konnten aber alle Betroffenen kurzfristig einen neuen Anbieter finden (energate berichtete). Schadensersatzforderungen, zu den Verbraucherschützer bei einseitigen Lieferstopps derzeit raten, verlieren durch das Insolvenzverfahren ihre Erfolgsaussichten.
Alle übrigen Gesellschaften der Unternehmensgruppe seien nicht von dem Insolvenzverfahren erfasst, kündigt die Kehag in dem Anschreiben an. Die Kehag Energiehandel ist eine 100-prozentige Tochter der Kehag Holding, die wiederum seit 2015 der schweizerischen Beteiligungsgesellschaft Melwil gehört. Zu der Holding-Gesellschaft zählt unter anderem eine Messtechniksparte. Ferner ist die Unternehmensgruppe mit insgesamt 75 Mitarbeitern seit 2019 auch als Installateur von Ladeinfrastruktur für E-Autos aktiv.
Weitere Bilanzkreiskündigung
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Auch für den auf Sondervertragskunden spezialisierten Anbieter LCG Energy Group verschärft sich die Lage. Nach dem Erdgaslieferstopp zum 31. Oktober (energate berichtete) ist jetzt die Stromsparte betroffen. Nach Angaben des Portals Verbraucherhilfe Stromanbieter.de liegt eine Bilanzkreiskündigung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion vor. Das Unternehmen hat in dessen Netzgebiet in Würselen (Nordrhein-Westfalen) seinen Unternehmenssitz. Auf energate-Nachfrage bestätigten auch die beiden Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Transnet BW eine Kündigung des Bilanzkreises von LCG Energy. Eigentlich hatte das Unternehmen angekündigt, sowohl den Stromvertrieb in Deutschland als auch die Vertriebsaktivitäten in Österreich fortsetzen zu wollen. LCG Energy hat bisher mit Tarifen geworben, die sich direkt an den Spotmarktpreisen orientieren.
Neben der österreichischen Niederlassung gehören zu der LCG-Energy-Gruppe noch eine Holding in den Niederlanden sowie eine auf erneuerbare Energien fokussierte Investmentgesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Eine britische Niederlassung wurde im Sommer 2021 "ohne Angabe von Gründen" liquidiert, wie aus offiziellen Dokumenten der britischen Behörden hervorgeht.
Stadtwerke Bad Belzig und Inteligy stellen Belieferung ein
Auch die Stadtwerke Bad Belzig haben zum Jahresende die Strombelieferung eingestellt. Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz bestätigte die Kündigung des Bilanzkreisvertrages (BKV). Der Schritt des finanziell angeschlagenen Kommunalversorgers war erwartet worden. Das Unternehmen will sich per Insolvenz in Eigenregie sanieren und sich dafür aus dem Stromvertrieb verabschieden (energate berichtete). Mit Wirksamkeit zum 4. Januar hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion zudem den BKV mit der Kölner Inteligy GmbH gekündigt, wie energate erfuhr. Das Unternehmen ist auf die Wohnungswirtschaft spezialisiert und hatte die Strom- und Gasbelieferungen zum 31. Dezember 2021 eingestellt. /mt /kw