Hannover (energate) - Der Strompreis für Großkunden ist innerhalb eines Jahres massiv gestiegen - um fast ein Drittel. Dies geht aus dem aktuellen Strompreisvergleich des Bundesverbandes der Energie-Abnehmer (VEA) zum Stichtag 1. Januar hervor, der mit 50 Netzgebieten einen erheblichen Teil Deutschlands abdeckt. Aktuell liegt der Industriestrompreis im Durchschnitt bei 21,17 Cent/kWh, ein Plus von 30,6 Prozent im Vergleich zum Januar 2021. "Diese derart stark gestiegenen Strompreise im Großhandel sind für viele Unternehmen in Deutschland ein echter Preisschock", bewertet Volker Stuke, Hauptgeschäftsführer des VEA, die Entwicklung.
Höhere Preise in allen Netzgebieten
Gestiegen seien die Preise in allen Netzgebieten in der Bundesrepublik. Die größten prozentualen Preissteigerungen gibt es laut Auswertung des VEA bei der E-netz Südhessen mit Sitz in Darmstadt (34,7 %), der Energienetze Mittelrhein (34,5 %), der Enervie Vernetzt mit Sitz in Lüdenscheid (34,5 %) und der Stromnetz Hamburg (34 %). Die geringsten Preiserhöhungen waren bei der Energieversorgung Halle Netz (26 %), bei der Netz Leipzig (27,4 %) und der Schleswig-Holstein Netz mit Sitz in Quickborn (27,4 %) zu beobachten. "Unserer Einschätzung nach wird es unter diesen Bedingungen speziell für die Unternehmen in Deutschland immer schwieriger, wettbewerbsfähig produzieren zu können, die sich auf lange Sicht keinen günstigen Stromtarif sichern konnten", so Stuke.
Preisschere in Deutschland
Die unterschiedlichen Stromkosten minderten nicht nur die internationale Konkurrenzfähigkeit, sondern würden auch innerhalb Deutschlands zum Problem. So betrage die Differenz zwischen dem preisgünstigsten Netzgebiet der Stadtwerke Kiel (18,87 Cent/kWh) und dem teuersten Netzgebiet der Wemag (23,41 Cent/kWh) 4,54 Cent pro kWh beziehungsweise 24 Prozent. Zudem seien die Strompreise in den neuen Bundesländern weiterhin höher als in den alten. So liegt der durchschnittliche Strompreis in den neuen Bundesländern bei 21,56 Cent/kWh und ist damit laut VEA um 0,49 Cent/kWh beziehungsweise 2,3 Prozent höher als der mittlere Preis in den alten Bundesländern (21,07 Cent/kWh). "Um die Wirtschaftlichkeit unserer Unternehmen nicht noch weiter zu gefährden, erwarten wir von der Politik jetzt größtmögliche Sensibilität und Zurückhaltung im Hinblick auf finanzielle Mehrbelastungen", appelliert Stuke. Erneute Steuererhöhungen oder weitere bürokratische Hürden seien in dieser Situation ein "ganz falsches Signal". /ml