Pullach/Dormagen (energate) - Der Gasspezialist Linde hat an seinem Standort in Dormagen eine neue Anlage zur Trennung von Wasserstoff aus dem Erdgasnetz in Betrieb genommen. Kernstück der Anlage ist eine von Evonik entwickelte Membrantechnologie. In Verbindung mit der Druckwechsel-Adsorptionstechnologie ließe sich Wasserstoff auch in industriellem Maßstab aus Erdgasströmen extrahieren, teilte das Unternehmen mit. Es sei weltweit die erste Anlage dieser Art.
Das Verfahren könnte ein wichtiger Faktor werden, um Wasserstoff als Gasgemisch über die bestehende Erdgasinfrastruktur zu transportieren.
Evonik liefert 1.000 Referenzanlagen aus
ThemenseitenAuf folgenden Themenseiten finden Sie weitere Meldungen zum Thema. Forschung und Entwicklung Wasserstoff
Die Membrantechnologie kommt am Ort des Verbrauchers zum Einsatz, um dem Mischgasstrom den Wasserstoff wieder zu entziehen. Die Membraneinheit basiert auf einem robusten Polymer aus selektiven Hohlfasern, die den Wasserstoff im gemischten Erdgasstrom von den Hauptbestandteilen Methan und komplexeren Kohlenwasserstoffen trennen. Das Material sei besonders geeignet, da es der Vielzahl weiterer Stoffe im Erdgas widerstehe, die das Trennverhalten von Membranen negativ beeinflussen können, hieß es. Das Patent für die Membrantechnologie liegt bei Evonik. Der Chemiekonzern vermeldete jüngst ein gestiegenes Interesse an den sogenannten "Sepuran-Membranen" für Biogas-, Stickstoff-, Wasserstoff- und Erdgasanwendungen. Seit der Produktvorstellung im Jahr 2011 hat Evonik laut eigenen Angaben mehr als 1.000 Referenzanlagen ausgeliefert.
Hohe Reinheit
Der mithilfe der Membranen wiedergewonnene Wasserstoff hat laut Angaben von Linde eine Konzentration von bis zu 90 Prozent. Mittels Druckwechsel-Adsorption ließe sich diese auf bis 99,9999 Prozent erhöhen. An dem Projekt haben Linde und Evonik seit Ende 2020 gearbeitet (energate berichtete). "Die Demonstrationsanlage in Dormagen ermöglicht es uns, die essenzielle Technologie für den effizienten Transport von Wasserstoff über Erdgasleitungen realitätsnah darzustellen", sagte John van der Velden, Senior Vice President Global Sales & Technology, bei Linde Engineering. Sie zeige Möglichkeiten auf, die bestehende Infrastruktur zu nutzen und so die hohen Kosten und den langwierigen Prozess zu vermeiden, die mit dem Aufbau einer dedizierten Wasserstoffpipeline-Infrastruktur verbunden wären, so van der Velden. /ml