Leuna (energate) - Mehrere Unternehmen im Chemiepark Leuna arbeiten gemeinsam an einem ersten Projekt zur CO2-Abscheidung. Kernstück des Vorhabens ist neben der industriellen Nutzung des Kohlenstoffs eine mögliche CO2-Pipeline von Sachsen-Anhalt in Richtung Nordsee. Über diese Leitung könnte künftig in der dortigen Industrie anfallendes Kohlenstoffdioxid in Richtung Küste abtransportiert und in Offshore-Speichern eingelagert werden. Hierzu sei zunächst eine Machbarkeitsstudie vorgesehen, bestätigte eine Sprecherin des beteiligten Unternehmens Total Energies auf energate-Nachfrage. In der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Studie wollen die Projektpartner vor allem mögliche Transportwege untersuchen und prüfen, inwiefern sich existierende und nicht mehr benötigte Pipelines zu diesem Zweck umwidmen lassen.
CO2 zum Beispiel zur Herstellung von e-Fuels
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Die mitteldeutsche Grundstoffindustrie gilt als großer CO2-Emittent. So fallen etwa bei der Herstellung von Zement, Düngemitteln oder Kraftstoffen große Mengen des klimaschädlichen Gases an. Vor dem Hintergrund der Klimaziele und steigender CO2-Preise hat die Branche ein großes Interesse an der Umgestaltung ihrer Prozesse in Richtung einer besseren Treibhausgasbilanz. Gleichzeitig gebe es etwa in der chemischen Industrie aber auch einen hohen Bedarf an Kohlenstoffträgern für viele Syntheseverfahren. So soll die Studie des Weiteren Möglichkeiten aufzeigen, wie sich das anfallende Kohlenstoffdioxid vor Ort weiter verwenden lässt. "Die erste Option ist die Nutzung des CO2 als Rohstoff, zum Beispiel für E-Fuels", erklärte die Sprecherin von Total Energies. So will Total in Leuna künftig grünes Methanol aus Wasserstoff und abgetrenntem CO2 herstellen (energate berichtete). Dazu sei eine funktionierende CO2-Infrastruktur essenziell.
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie bis 2023
An dem Projekt namens "CapTransCO2" arbeiten neben Total Energies unter anderem die VNG (Gasspeicherung), der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras, der Gasspezialist Linde sowie der ansässige Zementhersteller Opterra und der Chemiekonzern SKW Piesteritz mit. Für weitere interessierte Industrieunternehmen sei das Konsortium offen, hieß es. Bis 2023 sollen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorliegen, eine mögliche Umsetzung sei bis 2030 vorgesehen. Das Vorhaben soll in den anstehenden Strukturwandel der mitteldeutschen Region im Rahmen des Kohleausstiegs und in die Umgestaltung der dortigen Energieversorgung eingebettet sein.
Explizit nicht Teil des Projektes ist eine potenzielle Offshore-Speicherung des CO2, etwa in ausgebeuteten Erdgaslagerstätten in der Nordsee. Während andere europäische Länder bereits in solche Vorhaben investieren, gibt es in Deutschland derzeit noch Bedenken. So sollen etwa beim norwegischen CCS-Projekt "Northern Lights" ab 2024 die ersten Kapazitäten zur CO2-Lagerung zur Verfügung stehen. An dem Vorhaben ist neben Shell und Equinor auch Total beteiligt (energate berichtete). /ml