Linz (energate) - Voestalpine will das Pilotprojekt "H2Future" rund um grünen Wasserstoff bei der Stahlerzeugung weiterführen. Das Projekt war Ende 2021 nach zwei Jahren ausgelaufen. Derzeit gebe es Gespräche mit Projektpartnern, so der Stahlkonzern gegenüber energate. Zudem will die Voestalpine an ihren Standorten weltweit Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 61 MW installieren, ein Drittel davon in Österreich. Geplant ist der Zubau auf Dächern und Freiflächen an den heimischen Standorten Linz, Donawitz, Kapfenberg und Krems, aber auch in Deutschland, Holland, Spanien, den USA und China, so die Voest in einer Aussendung. Das Unternehmen verweist auch darauf, als Stahlhersteller selbst Komponenten und Systeme für Photovoltaik- und Solaranlagen zu produzieren.
6 MW starker Elektrolyseur soll in Betrieb bleiben
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Geplant ist auch der Weiterbetrieb des 6 MW starken Elektrolyseurs auf dem Werksgelände in Linz. Die Anlage hat die Voestalpine im Rahmen des Pilotprojekts "H2Future" im November 2019 mit ihren Projektpartnern Siemens, Verbund und APG in Betrieb genommen (energate berichtete). "Derzeit werden bei H2Future konkrete neue Forschungsprojekte noch evaluiert. Wir können aber bestätigen, dass die Anlage weitergeführt wird", so das Unternehmen gegenüber energate.
Ziel des Vorhabens war es, die Erzeugung von grünem Wasserstoff und dessen Einsatz in großindustriellem Maßstab zu testen. Die Anlage kam beispielsweise bei schnellen Lastwechseln, wie sie im Betrieb eines Elektrolichtbogenofens oder bei Erneuerbaren entstehen, zum Einsatz. Mittelfristig soll die Verwendung von grünem Wasserstoff helfen, die enorm hohen Abgasmengen bei der Stahlerzeugung zu senken. Im Laufe des Projekts "H2Future" haben die Beteiligten über 500 Tonnen grünen Wasserstoff erzeugt. Das würde reichen, um 8.800 Tonnen "grünen" Stahl zu produzieren. Um jedoch die gesamte Stahlherstellung der Voestalpine auf Ökostrom umzustellen, wäre nach Angaben des Konzerns mehr als das 400-Fache der Kapazitäten von "H2Future" nötig. Trotzdem seien die ersten Ergebnisse vielversprechend, so der Hersteller.
Aktuell betreibt der Hersteller in Donawitz gemeinsam mit dem Anlagenbauer Primetals auch eine Pilotanlage für die Verarbeitung von Eisenfeinerzen auf Basis von Wasserstoff. Die ersten Versuche seien erfolgreich verlaufen, meldeten die Beteiligten im August des Vorjahres (energate berichtete).
Größter Energieverbraucher Österreichs
Die Voestalpine gehört mit einem Energieverbrauch von über 40 Mrd. kWh pro Jahr zu den größten Energieverbrauchern Österreichs. Weltweit betreibt der Konzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt 11,3 Mrd. Euro mehr als 500 Standorte. Im Kalenderjahr 2019 betrug der gesamte Energieverbrauch des Konzerns 42,4 Mrd. kWh, wobei der überwiegende Teil auf die Rohstahl produzierenden Standorte Linz und Donawitz sowie auf die Direktreduktionsanlage in Texas entfiel. Knapp die Hälfte dieser Energie stammte aus Kohle, ein Drittel aus Erdgas und weitere 18 Prozent aus Koks. "Lediglich 5,3 Prozent der benötigten Energie wurden in Form von Strom vom externen Netz zugekauft", heißt es dazu im jüngsten Report des Unternehmens.
Energieaufwand je Tonne eines Produkts sinkt
In den vergangenen Jahren hat die Voestalpine jedoch ihren Energieverbrauch je Tonne eines Produkts deutlich gesenkt und dafür in den vergangenen zehn Jahren rund 2,4 Mrd. Euro investiert. So musste der Hersteller vor sechs Jahren noch knapp fünf MWh je Tonne eines Produkts aufwenden. Zuletzt betrug dieser Wert 4,4 MWh. "Eine weitere signifikante Reduktion ist nur auf Basis eines grundlegenden Technologiewandels möglich", so Konzernchef Herbert Eibensteiner. Daher soll langfristig der Anteil von Ökostrom und grünem Wasserstoff in der Stahlerzeugung schrittweise weiter steigen. Eine zentrale Voraussetzung dafür sei jedoch die ausreichende Verfügbarkeit von Strom aus Erneuerbaren zu wirtschaftlich darstellbaren Preisen, so Eibensteiner. /pm