Berlin (energate) - Angesichts des schleppenden Ladeinfrastrukturausbaus fordert der Verband der Automobilindustrie (VDA) einen bundesweiten Ladegipfel. Die Bundesregierung soll zeitnah alle beteiligten Akteure an einen Tisch holen, um die Lücke beim Ausbau "so schnell wie möglich" zu schließen, sagte die VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei einer Pressekonferenz des Verbandes. Aus ihrer Sicht erfordert es dringend mehr Geschwindigkeit beim Auf- und Ausbau der Infrastruktur für die Umsetzung der Klimaziele. Beim aktuellen Ausbautempo kommt Deutschland im Jahr 2030 nur auf rund 160.000 Ladepunkte, so der VDA. Dies sei "nicht einmal ein Sechstel der angestrebten 1 Mio.", gab Müller zu bedenken. Die Lücke werde größer, nicht kleiner und könne "uns den Erfolg kosten". Müller nahm auch die Europäische Union in den Blick und forderte sie auf, den Ladepunktausbau besser zu überwachen. So benötigten insbesondere schwere Nutzfahrzeuge im grenzüberschreitenden Verkehr ein engmaschiges Ladenetz mit Megachargern, das europaweit aufgebaut werden muss.
Halbleiter- und Batterieproduktion EU-weit umsetzen
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Die EU sei auch bei der Halbleiter- und Batterieproduktion gefragt. Deutschland brauche "jetzt den Aufbau von Halbleiterfabriken." Den angekündigten "EU Chips Act" begrüßte Müller in diesem Zusammenhang als eine wichtige europäische Initiative für die Schaffung europäischen Know-hows in der Halbleiterfertigung. Es sei ein "Paradigmenwechsel in der Industriepolitik" und ein "Ende der theoretischen Debatten um die Klimaziele" gefragt. Das Hauptaugenmerk müsse nun auf der konkreten Umsetzung der beschlossenen Ziele liegen, wobei Klima- und Industriepolitik zusammenzuführen sind und die Politik die Infrastruktur und Rahmenbedingungen im Blick haben müsse. Auch bei den Planungen zu einer deutschen und europäischen Batterieproduktion kommt es Müller zufolge auf eine zügige Umsetzung an.
Stromnetzausbau und Energiepartnerschaften voranbringen
Auch beim Stromnetzausbau sieht der VDA dringenden Handlungsbedarf. Die klimaneutrale E-Mobilität mit 100 Prozent Ökostrom stelle steigende Anforderungen an die Stromnetze. Ein schnellerer Ausbau ist daher eine grundlegende Voraussetzung für eine gelungene Mobilitätswende, so der Verband. Auch für die Herstellung von E-Fuels und Wasserstoff, die gerade im Bereich der Nutzfahrzeuge den Wandel gestalten, steige der Bedarf an erneuerbaren Energien kontinuierlich. Dieser könne laut Müller nicht mehr allein in Deutschland gedeckt werden, sondern erfordere internationale Energie- und Rohstoffpartnerschaften sowie eine aktive deutsche Rohstoffaußenpolitik unter Berücksichtigung des Klimaschutzes. Deutschland sollte sich hier schnellstmöglich strategisch einbringen, da diese Märkte laut Müller bisher größtenteils ohne deutsche Beteiligung verteilt werden. /ne