Frankfurt/Main (energate) - Nach der einseitigen Kündigung zahlreicher Stromlieferverträge droht dem Anbieter Stromio nun Ärger mit Verbraucherschützern. Die Verbraucherzentrale Hessen hat eine Musterfeststellungsklage gegen das Unternehmen in die Wege geleitet. "Stromio bricht seine vertraglichen Pflichten. Das ist inakzeptabel", erklärte Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale. Mit der Klage will die Organisation nun rechtlich klarstellen lassen, "dass Stromio entstandene Schäden ersetzen muss", so Wendt. Die Verbraucherzentrale rechnet mit einer Schadenssumme von mehreren Hundert Euro pro Kunden.
"Klarer Vertragsbruch"
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Stromio hatte im Dezember - ähnlich wie die Schwestergesellschaft Gas.de - die Belieferung eingestellt, nachdem die Übertragungsnetzbetreiber die Bilanzkreise gekündigt hatten (energate berichtete). Aus Sicht der Verbraucherschützer stellt dieses Verhalten "einen klaren Vertragsbruch" dar. Preissteigerungen zählten zum normalen unternehmerischen Risiko, die der Anbieter nicht ungefragt auf seine Kundschaft abwälzen könne. Betroffene Kunden könnten sich nun kostenlos in das Klageregister eintragen, sobald dieses freigeschaltet ist, so die Verbraucherzentrale. Zuvor hatte bereits der Energiekonzern EnBW eine Klage gegen Stromio angekündigt. Als Grundversorger musste das Karlsruher Unternehmen mehr als 40.000 betroffene Stromio-Kunden übernehmen und für diese zusätzliche Strommengen zu den aktuellen Marktpreisen beschaffen. Dabei seien "erhebliche Mehrkosten" entstanden, beklagte EnBW (energate berichtete).
Auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat inzwischen Vorermittlungen gegen Stromio sowie die Schwestergesellschaften Gas.de und Grünwelt Energie aufgenommen. Derzeit werde ein Anfangsverdacht im Zusammenhang mit der Kündigung von Strom- und Gaslieferverträgen geprüft, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber energate. Zu konkreten Unternehmensnamen äußerte sie sich nicht. Es gelte zu klären, ob mit dem Abverkauf der Restenergiemengen "zureichende Anhaltspunkte für ein strafbares Verhalten vorliegen", erklärte die Sprecherin. Zuvor hatte der "Spiegel" über die Ermittlungen berichtet. /rb