Wien (energate) - Angesichts des sich verschärfenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine wächst in der Bevölkerung die Sorge um die Erdgasversorgung, die zu mehr als der Hälfte aus Russland stammt. Rund 25 Prozent aller Haushalte landesweit heizen mit Gas. Entwarnung für Privathaushalte kommt jetzt von E-Control-Vorstand Alfons Haber: Die Regulierungsbehörde hält es für unwahrscheinlich, dass Russland die Gaslieferungen einstellt. Selbst wenn der Fall eintreten sollte, wären Haushalte als letzte von den Auswirkungen betroffen, versicherte Haber gegenüber der "APA". Wenn es nicht ausreichend Gas gibt, könnte der Druck in den Leitungen sinken. Haushalte sind aber die Gasverbraucher, die den geringsten Gasdruck brauchen und könnten daher auch technisch am längsten versorgt werden. Zudem würden die Vorräte in den heimischen Gasspeichern laut Regulierungsbehörde beim Haushaltsbedarf deutlich über die laufende Heizperiode hinaus ausreichen.
Laut der Interessenvertretung von Speicherunternehmen Gas Storage Europe sind die Gasspeicher in Österreich nur mehr zu knapp einem Fünftel gefüllt - das entspricht rund 17 Mrd. kWh. Aktuell beträgt der monatliche Verbrauch rund 2 bis 3 Mrd. kWh. Der Gaskonsum geht in den wärmeren Monaten noch weiter zurück. Anders ist laut E-Control jedoch die Situation in der Industrie. Im Industriebereich will Haber laut Eigenaussage in nächster Zeit Gespräche führen, damit Großunternehmen Spitzenlasten reduzieren. Bei Bedarf, so Haber, könnte die Gasversorgung für einzelne Unternehmen auch eingeschränkt werden.
Kunden müssen mit Preissteigerungen rechnen
Bei den Haushaltskunden sind laut Regulierungsbehörde die Auswirkungen der - primär durch massiv gestiegene Gaspreise - erhöhten Stromgroßhandelspreise großteils noch gar nicht vollständig angekommen. Diese Kunden müssten noch mit Verteuerungen rechnen, da bei den Lieferanten erst bis zu 50 Prozent der Preissteigerungen berücksichtigt wurden. Die Preissteigerungen betragen bei Strom zwischen 20 und 80 Prozent, bei Gas zwischen 20 und 40 Prozent.
Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh Strom und 15.000 kWh Gas erhöhen sich die Jahreskosten laut Regulierungsbehörde um rund 180 Euro bei Strom und über 300 Euro bei Erdgas. Bei den Industriekunden seien die "Preisleitungen" kürzer, daher kommen die Verteuerungen hier schneller an. /imk