Offenbach (energate) - Die Energieversorgung Offenbach (EVO) will künftig die Abwärme eines Rechenzentrums in der Fernwärmeversorgung nutzen. Hierzu sei der Bau eines neuen Rechenzentrums auf dem EVO-Gelände geplant. Dieses solle im ersten Halbjahr 2024 in Betrieb gehen und dann rund 9 MW Wärmeleistung bereitstellen, kündigte der EVO-Vorstandsvorsitzende, Christoph Meier, bei der digitalen Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens an. Nutzbar machen will der hessische Versorger die von den Rechnern produzierte Energie mithilfe von Wärmetauschern und einer großen Wärmepumpe. In das Gesamtprojekt wird das kommunale Unternehmen in den nächsten Jahren einen nicht näher benannten Millionenbetrag investieren.
EVO-Gelände bietet sich als Standort für Rechenzentrum an
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Im Zuge fortschreitender Digitalisierung werden große Rechenzentren immer bedeutsamer. Das Betriebsgelände des Offenbacher Versorgers biete sich als Standort aufgrund seiner geografischen Lage inmitten des Rhein-Main-Gebiets sowie der unmittelbaren Nähe zum "DE-CIX" in Frankfurt, einem der wichtigsten Internetknotenpunkten, an. "In Luftlinie sind wir nur rund 800 Meter davon entfernt", sagte Meier. Das Rechenzentrum wird der Betreiber Vantage Data Centers errichten, der Baubeginn soll im Frühjahr erfolgen. Vantage betreibt auf dem EVO-Campus bereits seit rund zwei Jahren ein erstes Rechenzentrum. Beide Unternehmen haben ihre Zusammenarbeit kürzlich neu geordnet und die EVO im Zuge dessen ihre Geschäftsanteile an der gemeinsamen Betreibergesellschaft an Vantage verkauft. Über die Erlössumme hatten die Partner Stillschweigen vereinbart. Zu den genauen Gründen für den Verkauf erklärte Vorstandsvorsitzender Meier, die EVO wolle sich auf das Energiekerngeschäft konzentrieren.
Kohlekraftwerk soll noch bis Ende der Dekade laufen
Im Gegensatz zu dem Neubau ist das bereits bestehende Rechenzentrum nicht an das Offenbacher Fernwärmenetz angeschlossen. Dies nachzurüsten, sei technisch nicht sinnvoll, erklärte Meier. Neben der Müllverbrennungsanlage erzeugt die EVO noch einen großen Teil der Fernwärme im kohlebasierten Heizkraftwerk. Ein zeitnahes Stilllegen des Kohlekessels sei nicht geplant, die Anlage soll noch "bis zum Ende der Dekade" weiterlaufen. Um dennoch den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern, verbrennt das Unternehmen dort Holzpellets mit (Co-Firing). In diesem Winter soll die Anlage 4.500 Tonnen Pellets mit verbrennen, die ersten Ergebnisse seien "ermutigend". Perspektivisch ließen sich dort im Jahr 20.000 Tonnen Pellets verbrennen, was 7.500 Tonnen CO2 im Vergleich zur reinen Kohleverfeuerung einspare.
Mit dem Geschäftsergebnis 2021 insgesamt zeigte sich Vorstandschef Meier trotz Coronapandemie wie schon im Vorjahr zufrieden. Der Jahresüberschuss beträgt 20,4 Mio. Euro und liegt damit geringfügig niedriger als im Vorjahr. Das Jahr 2020 hatte der Versorger trotz Coronapandemie mit einem Jahresüberschuss von 20,9 Mio. Euro abgeschlossen (energate berichtete). Die Differenz zum Vorjahr ergebe sich aus einmaligen Sondereffekten, hieß es. Das operative Geschäft der EVO sei durchweg gut gelaufen, befand Meier. Sämtliche Planzahlen hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge erreicht. Beim Fernwärmeabsatz hat der Versorger von der kühleren Witterung profitiert und mit 528,3 GWh 10 Prozent mehr abgesetzt. Auch der Gasabsatz ist von 525,8 GWh auf 611,3 GWh gestiegen. /ml