Hamburg (energate) - Eine Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass eine Elektrolyse zur Produktion von grünem Wasserstoff am Standort Hamburg-Moorburg mit einer Kapazität von bis zu 500 MW wirtschaftlich und technisch umsetzbar ist. Teile der bestehenden Kraftwerksinfrastruktur böten hervorragende Vorrausetzungen zur Realisierung eines Elektrolyseurs, teilte die Hamburger Wirtschaftsbehörde mit. Dieser könne parallel zu einem teilweisen Kraftwerksrückbau aufgebaut und anschließend erweitert werden. Eine Inbetriebnahme bis 2026 sei möglich. Das Steinkohlekraftwerk Hamburg-Moorburg hatte Mitte 2021 seinen Betrieb eingestellt (energate berichtete).
Als eine mögliche Option betrachtet die Studie auch die Umrüstung eines Kraftwerkblocks auf nachhaltige Biomasse: Diese Variante ließe sich zwar technisch umsetzen. Sie sei jedoch nur wirtschaftlich, wenn eine Fernwärmeleitung bis zum Standort Tiefstack realisiert werde und der Brennstoff langfristig, nachhaltig sowie in bezahlbarer und ausreichender Menge gesichert werden könne. Zudem wäre eine langfristig gesicherte Abnahme der erzeugten Wärme notwendig. Das Erschließen entsprechender Wärmesenken, wie zum Beispiel mit der Anbindung an das Hamburger Fernwärmenetz im Osten der Stadt, würde voraussichtlich deutlich zu lange dauern. Zudem werde der Einsatz holzartiger Biomasse als Brennstoff im konzipierten Volumen als sehr kritisch und nicht nachhaltig umsetzbar eingeschätzt. "Der Standort sollte somit vorzugsweise für Projekte verwendet werden, welche nicht zwingend auf eine Wärmesenke angewiesen sind", so die Behörde.
GuD-Anlage an anderen Standorten sinnvoller
Die Errichtung eines Gas- und Dampfkraftwerks (GuD) stellt laut Studie eine weitere Option für den Standort Moorburg dar. Sie bedinge jedoch einen nahezu vollständigen Abriss des vorhandenen Kohlekraftwerks und einen anschließenden Neubau. Generell könnte der Aufbau eines solchen GuD - insbesondere bei künftiger Option auf den Einsatz von grünem Wasserstoff - eine sinnvolle Nachnutzungsvariante darstellen. "Jedoch wären aus Gründen der Wirtschaftlichkeit die gesicherte Abnahme des erzeugten Stroms sowie die Erschließung ausreichender Wärmesenken erforderlich", heißt es. Aufgrund geringer Betriebsstunden und fehlender Wärmesenken sei ein wirtschaftlicher Betrieb ebenfalls nicht gewährleistet. Standorte mit vorhandener Infrastruktur zur Abnahme der Wärme, wie Dradenau oder Tiefstack, blieben für neue GuD daher erste Wahl.
Auch die Realisierung eines Hochtemperaturspeichers zur Zwischenspeicherung von Stromspitzen mit anschließender Rückverstromung wurde geprüft. Allerdings ist diese ohne einen benachbarten Kraftwerksbetrieb aus technischer und wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll, hieß es. Mit einem "hochflexiblen Elektrolyseur" könnten Stromlastspitzen in Form von Wasserstoff gespeichert und unabhängig von dem Vorhandensein eines nahen Kraftwerks weiterverwendet werden, so dass die Umsetzung dieses Konzepts die Errichtung eines Hochtemperaturspeichers entbehrlich mache. Ein gemeinsames Projekt von Uniper, Siemens und HH2E zum Aufbau eines Wasserstoffprojekt in Moorburg liegt inzwischen aber wieder auf Eis (energate berichtete). /df