Essen (energate) - Bislang nannten Energieversorger "die drei D" als wesentliche Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine hat das geändert: Das Kerngeschäft ist heute wichtiger denn je. Dennoch spielen Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung weiter eine zentrale Rolle - verrät ein Blick in die Branche. Die größte Herausforderung im täglichen Geschäft seien aktuell die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die daraus resultierenden Energiepreise, erklärte die Rheinenergie auf energate-Anfrage. "Wir hoffen auf eine zeitnahe, friedliche Beilegung des Krieges", sagte ein Unternehmenssprecher. "Sonst bestünde die Gefahr, dass aus der Preiskrise eine Lieferkrise mit weitreichenden Folgen würde."
Auch die Leipziger Stadtwerke sehen vor dem Hintergrund der aktuellen Kriegshandlungen Russlands die Versorgungssicherheit als zentrale Aufgabe. Die Stadt will Ende 2030 eigentlich vollständig treibhausgas- und klimaneutral sein. "Das beinhaltet, die Rolle der Gasversorgung neu zu definieren, die Fernwärmeversorgung auszubauen und die strategische Bedeutung von Wasserstoff für die Metropolregion Leipzig nutzbar zu machen", erläuterte ein Stadtwerke-Sprecher.
Komplettpakete als Geschäftsmodell
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Daneben bestehen aber auch Chancen: Besonderes vielversprechende Geschäftsmodell bilden beispielsweise sogenannte 360-Grad-Dienstleistungen, also Komplettpakete für Endkunden - insbesondere im Bereich Elektromobilität. Als Teil solcher Pakete nennen die Leipziger Stadtwerke Batteriespeicher, Ladestationen und Serviceleistungen rund um die E-Mobilität. Auch Glasfasernetze bieten dem Versorger zufolge weiter großes wirtschaftliches Potenzial.
Die Stadtwerke München (SWM) wollen Prosumer-Modelle und ihr dezentrales Angebot weiter ausbauen. Der Trend sei auch 2022 ungebrochen, hieß es aus München. Lösungen wie "M-Solar" und "M-Mieterstrom" seien bereits etabliert. "Dezentrale Wärmelösungen sind in der Entwicklung", so die SWM. Die Kölner Rheinenergie betont insbesondere die Rolle digitaler Technologien wie Smartphone-Apps als "Enabler": "Apps können ein wichtiger Faktor bei der Ausgestaltung der digitalen Kundenschnittstelle sein."
Grüne Energie für die wachsende Stadt
Es geht aber auch größer: Die Stadt wachse stetig, so die Leipziger Stadtwerke weiter. Die nachhaltige Wärme- und Energieversorgung, etwa über Quartierslösungen, sei daher ebenfalls aussichtsreich. Auch die Rheinenergie hat einen besonderen Fokus auf Energiedienstleistungen für die Wohnungswirtschaft und die Industrie gelegt: seien es Großwärmepumpen oder perspektivisch Wasserstofftechnologien.
Noch in der Testphase befindet sich dagegen bei allen drei Unternehmen die bidirektionale Verbindung von E-Auto und Stromnetz (Vehicle-to-Grid). "Wir befassen uns bereits mit neuen Geschäftsmodellen in diesem Bereich", so die Rheinenergie. "Allerdings", betonen die SWM, "ist eine Netzeinspeisung beziehungsweise Hausnetzeinspeisung über einen E-Auto-Akku bei den meisten Modellen noch nicht möglich." Großes Potenzial sehen sie jedoch alle in der Technologie. /dz