Brüssel (energate) - Die EU weiß um die Bedeutung von grünem Wasserstoff für die erfolgreiche Energiewende. Zusätzlich eignet sich das zeitliche begrenzte "European Green Hydrogen Switchboard" (EGHS) - angelehnt an das deutsche H2 Global -, um mehr grünen Wasserstoff zu mobilisieren.
Ein Gastkommentar von Jorgo Chatzimarkakis, CEO von Hydrogen Europe.
Ziel von EGHS ist, dass ausreichend grüner Wasserstoff aus Nicht-EU-Ländern seinen Weg in die EU findet. Dies geschieht unter anderem diversifiziert und kostengünstig, weil Nationen zum Zug kommen, die besonders gute Erzeugungsbedingungen bieten - zum Beispiel Mauretanien. Hier entstehen neue Partnerschaften auf Augenhöhe und kein Neokolonialismus, wie manche Kritiker in den Raum werfen. Das wäre endlich der langersehnte Übergang von der Entwicklungshilfe zu echter Entwicklung. EGHS stellt auch den sicheren Transport und die Speicherung von Wasserstoff sicher. Und auch der EU-Binnenmarkt bezüglich der Produktion von grünem Wasserstoff wird keineswegs vollständig aus dem Fokus verloren.
Zeitlich begrenzt: Juni 2022 bis 2030
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Ab Juni dieses Jahres kann das Fundament der Organisation errichtet werden. Bis Endes des Jahres werden alle legislativen Prozesse vonstattengegangen sein. Danach laufen Interessenskundgebungen der Industrie zeitgleich mit weltweiten Ausschreibungen für Käufer und Verkäufer vom grünen Wasserstoff. Bis spätestens November 2023 werden zu guter Letzt die Führungs- und Aufsichtsposten besetzt. 2024 geht es dann ans Eingemachte mit den ersten Vertragsabschlüssen, weiteren Ausschreibungen und darauffolgend mit den ersten Importen von grünem Wasserstoff. Nach 2030 wird EGHS nicht mehr vonnöten sein, weil der Handel von grünem Wasserstoff dann kommerziell über einen Handelsplatz laufen sollte.
1.000 mal 10.000 Tonnen grüner Wasserstoff und Speichermöglichkeiten
Der Markthochlauf erfolgt über staatliche Beihilfe zur Senkung der Kosten für den Wasserstoffkunden. Über sogenannte Differenzverträge werden staatliche oder EU-Fördermittel gezielt eingesetzt, um die Mehrkosten, die durch den Einsatz von Wasserstoff entstehen, zu relativieren. Investitionssicherheit ist also gegeben. Ziel ist es, auf EU-Ebene 10 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff zu importieren. Der Transport erfolgt dabei über ein sogenanntes Basisleistungsnetz. Zugangs- und Entnahmepunkte werden anhand der Bedarfsmeldungen von Abnehmern während der Ausschreibungen realisiert. Zusätzlich soll der Transport des Wasserstoffs in verflüssigter Form, in Form von Ammoniak, oder in LOHC (flüssig organische Wasserstoffträger) mithilfe von Tankfahrzeugen vonstattengehen. Was es für das Erdgas gibt, soll es auch für grünen Wasserstoff geben. Die Rede ist von Kavernenspeichern. So entkoppelt man für den grünen Energieträger die Nachfrage auf der Zeitachse vom Angebot.
Bis zu 38 Mrd. Euro schwer, 13 bis 23 Mrd. als Zuschuss von der EU
Diese Summen mögen vielleicht gewaltig klingen, sind aber im Zuge einer schnellen und sicheren Energiewende vonnöten. Letztlich amortisieren sie sich. Für den laufenden Betrieb von EGHS werden Kosten zwischen 23,7 Mrd. Euro und 38,7 Mrd. Euro veranschlagt. 13 bis 23 Mrd. müssten aus EU-Töpfen stammen - zum Beispiel aus dem europäischen Emissionshandel ETS. Den Rest steuern die Mitgliedstaaten bei.
Ukraine soll auf jeden Fall bedacht werden
Die Ukraine soll von Beginn an in das EGHS einbezogen werden - aufgrund der besonderen Bedeutung des Landes für die Energiewende. Die Ukraine bietet nämlich beste Voraussetzungen für die Solar- und Windenergie. Durch Elektrolyse kann so grüner Wasserstoff produziert werden. Wie lange der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine noch andauert, ist noch ungewiss. Der EGHS setzt sich aber bereits dafür ein, Investoren und relevanten Unternehmen die Ukraine näher zu bringen und so das Land unmittelbar wirtschaftlich zu unterstützen.