München (energate) - 37.000 Kilometer Hochspannungsleitungen müssen die Netzbetreiber in Deutschland regelmäßig auf Schäden überprüfen. Die Netzgesellschaften Schleswig-Holstein Netz und Bayernwerk Netz haben jetzt den Siemens-Konzern damit beauftragt, 4.000 Kilometer ihrer Leitungen zu inspizieren. Der Technikkonzern verspricht schnelle Ergebnisse durch Künstliche Intelligenz (KI). Noch nutzt Siemens für Inspektionen einen Helikopter, ausgestattet mit 19 Kameras und 3D-Laser-Scan-Sensoren. Pro Kilometer Leitung entstünden so bis zu 12.000 Bilder sowie detaillierte 3D-Daten, teilte der Konzern mit.
Eine Software auf der Basis von KI könne diese Bilder in wenigen Stunden auswerten, ein Mensch bräuchte dafür dagegen "etliche Tage". Um Fehlerstellen auf Leitungsbildern zu entdecken, hat Siemens seine Software mit nach eigenen Angaben über zwei Mio. Bildern von europäischen und nordamerikanischen Leitungen "trainiert". So könnten mögliche Risiken, etwa zu nah wachsende Bäume, früher erkannt werden, wirbt der Konzern. Darüber hinaus werde beispielsweise die Oberflächentemperatur der einzelnen Betriebsmittel gemessen. Unter dem Strich soll so ein exakter Überblick über den Leitungszustand entstehen.
In Zukunft sollen Drohnen fliegen
Dabei dienen die Daten nicht nur als Momentaufnahme - die Software erstellt mit ihnen einen sogenannten digitalen Zwilling der inspizierten Betriebsmittel. Vorteil: Netzbetreiber können so mögliche Ereignisse, wie zum Beispiel auf Leitungen stürzende Bäume, vorab simulieren und Gegenmaßnahmen ergreifen. Entwickelt hat das "SIEAERO" getaufte Angebot Siemens Energy. Geplant ist, in Zukunft keinen Helikopter, sondern Drohnen zu verwenden. Mehrere Testflüge seien schon erfolgreich gewesen. Drohnen außerhalb der eigenen Sichtweite einzusetzen, sei in den meisten Ländern aber bislang verboten. /dz