Essen (energate) - Das Stromnetz stellt sich für das Wohnungsunternehmen Vonovia als Engpass bei der Elektrifizierung der Wärmeversorgung dar. Das machte Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Vonovia SE, beim "Handelsblatt-Wasserstoffgipfel 2022" deutlich. 90 Prozent der im Jahr 2021 gestellten Anträge zum Einbau von Wärmepumpen seien bis heute noch nicht genehmigt. Auf die Hälfte der Anträge hätten die Netzbetreiber noch nicht einmal reagiert. Hier liege ein großes Problem, so Buch. Viele Netzbetreiber seien wahrscheinlich schlicht personell ausgelastet, aber es scheinen auch einige Netzbetreiber den Anschluss der Wärmepumpen gar nicht zu wollen, weil die Anschlusskapazitäten nicht vorhanden sind. "Wir können den großen Strombedarf für die Heizung nicht über die Netze transportieren", so seine Schlussfolgerung.
Wasserstoff als Speicher zur Entlastung der Netze
Um die Stromnetze zu entlasten, denkt Vonovia darüber nach, Wasserstoff vor Ort als Speichermöglichkeit zu nutzen. Ein solches Projekt hat das Unternehmen in Bochum bereits umgesetzt (energate berichtete). Eine breite Nutzung von Wasserstoff in der Wärmeversorgung hält der Vonovia-Chef dagegen für unrealistisch. Natürlich würde sich sein Unternehmen mehr Investitionssicherheit wünschen. Vonovia werde in den nächsten Jahren noch Gas einsetzen. Teilweise müssten Gasheizungen erneuert werden, die dann in zehn Jahren drohten, zu Stranded Assets zu werden. Zugleich zeigte Buch Verständnis für den Kurs der Politik, hier einen Riegel vorzuschieben. Wenn jetzt die Tür geöffnet werde, die Gasanlagen weiterzunutzen und später auf Wasserstoff umzustellen, werde niemand in der Branche die Wärmeversorgung elektrifizieren.
Wasserstoffheizung nicht die Technologie der Wahl
Zur Debatte um den Rückbau der Gasinfrastruktur, die Staatssekretär Patrick Graichen vor kurzem angestoßen hatte (energate berichtete), machte sein Kollege Oliver Krischer noch einmal deutlich, es gehe im Grunde um eine Selbstverständlichkeit. Dass das heutige Gasnetz in all seiner Schönheit, Größe und Verzweigtheit die Transformation in eine Wasserstoffwelt mitgeht, werde so nicht kommen, sagte der parlamentarische Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums bei der Veranstaltung. Es müsse sich zeigen, welche Teile benötigt werden und welche nicht. In Randlagen werde die Wasserstoffheizung sicher nicht die Technologie der Wahl sein. Von daher sei es Sache der Unternehmen, Investitionen und Abschreibungen abzuwägen. Die Politik werde keine Investitionen anreizen, die am Ende nicht zurückverdient werden können, so Krischer. /tc