Wien (energate) - Nachdem die durch Russland reduzierten Erdgaslieferungen auch in Österreich spürbar werden, werden Forderungen an das Klimaschutzministerium auf Vorlage eines Plans zur Sicherstellung der Versorgung lauter. Die Meldungen über rückläufige Gaslieferungen aus Russland nach Österreich müssten beim Klimaschutzministerium die Alarmglocken schrillen lassen, sagte etwa der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).
Als starker Industriestandort fordere Oberösterreich rasche Aufklärung über die geplante weitere Vorgangsweise der Bundesregierung zur Sicherstellung der Gasversorgung für Betriebe und Haushalte, so Stelzer. Das Einkommen tausender oberösterreichischer Haushalte hänge von der Sicherstellung der Erdgasversorgung ab. Reißen die Gaslieferungen nach Österreich ab, wäre in Kürze Massenarbeitslosigkeit die Folge, mahnte der oberösterreichische Landeshauptmann.
Auch die SPÖ fordert eine sofortige Stellungnahme zur Situation durch die Klimaschutzministerin. Trotz Vorabinformationen durch den russischen Energiekonzern Gazprom über die verminderte Liefermenge, habe es bislang keine Erklärung durch Ministerin Gewessler gegeben, kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch. Es brauche jetzt konkrete Pläne, um die Versorgungssicherheit zu garantieren.
Industrie: "Brot vor Stahl" greift zu kurz
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Die Industrie vermisst ebenfalls konkrete Pläne der Politik, wie bei einem Gaslieferstopp innerhalb der Industrie vorgegangen werden solle. Gerade in der produzierenden Industrie brauche es so rasch wie möglich klare Kriterien, nach denen knappen Erdgasressourcen im Krisenfall zugeteilt werden können, erklärte beispielsweise der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) in einer Aussendung.
In Österreich müsse jetzt ein Prozess ähnlich dem Konsultationsverfahren der EU-Kommission gestartet werden. Basis dieses Prozesses seien umfassende Analysen und die Entwicklung von Kriterien, nach denen eine Gasrationierung erfolgen soll. Ziel dieses Priorisierungsprozesses müsse die bestmögliche Entscheidungsgrundlage für den Ernstfall sein, so der FCIO. Eine Strategie nach dem Motto "Brot vor Stahl" greife im Ernstfall viel zu kurz, meinte FCIO-Obmann Hubert Culik.
Ministerium überwacht Lage, OMV und E-Control beruhigen
Vom Klimaschutzministerium hieß es bisher lediglich, dass die Situation im engen Austausch mit der OMV überwacht werde, wie die Nachrichtenagentur APA berichtet. Derzeit gebe es keine Anzeichen für einen Lieferstopp, man sei aber auf alle Szenarien vorbereitet. Zuvor gab der Öl- und Gaskonzern eine Reduktion der Gasversorgung über die Ostseepipeline Nord Stream um bis zu 60 Prozent bekannt (energate berichtete). Die Versorgung der Kunden sei dadurch aber nicht gefährdet, so die OMV.
Auch Alfons Haber, Vorstand der Energieregierungsbehörde E-Control, ist um Beruhigung bemüht. Österreichs Gasspeicher seien gut gefüllt und für etwaige Notfälle sei man mit großen wie kleinen Firmen in Kontakt, sagte er im ORF-Radiosender "Ö1". Der Jahresverbrauch sei derzeit zu 40 Prozent abgedeckt, dies sei im Vergleich zu anderen Ländern hoch, so Haber. /af