Maria Enzersdorf (energate) - Die EVN und das Softwareunternehmen Cybergrid wollen große Elektrogeräte in tausenden Haushalten in einem "Schwarmspeicher" bündeln. Das soll zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen und den Einsatz von Gaskraftwerken für Strom reduzieren. Der niederösterreichische Versorger hat Cybergrid im März dieses Jahres übernommen. Die Firma ist auf Software für das Zusammenspiel von Erneuerbaren und Speichern spezialisiert und beschäftigt sich auch mit virtuellen Kraftwerken sowie der Rolle von Verbrauchern als Prosumer (energate berichtete). In das Vorhaben des Demand Side Managements über Haushalte investiert der Versorger sieben Mio. Euro. Das Projekt bekomme als einziges in Österreich auch Förderungen der Europäischen Kommission im Rahmen des EU Innovation Funds, so die EVN.
Lastverschiebung von 4.000 MWh pro Jahr
Geplant ist, bis zum Jahr 2025 etwa 3.000 Haushalte als Teilnehmer zu gewinnen. "Unsere Kundinnen und Kunden werden aktive Teilnehmer der Energiezukunft und können gleichzeitig Geld sparen", erklärte dazu Projektleiterin Silke Paizoni. Dabei geht es vor allem um große Stromverbraucher eines Haushaltes, wie etwa Warmwasserboiler, Wärmepumpen, Batteriespeicher oder Elektroautos. In Zeiten, in denen Erneuerbare nicht genug Strom liefern und Strom aus Gaskraftwerken das Netz stabil halten muss, soll der Stromverbrauch dieser Geräte "verschoben" werden, also abgeschaltet, um Lastspitzen zu vermeiden. Allerdings ohne Verlust des Komforts, heißt es bei der EVN.
Das Projekt soll pro Jahr 4.000 MWh an Last verschieben und 3.500 Tonnen CO2 einsparen. Kernstück des Vorhabens sei ein digitaler "Optimierungsassistent", der das Stromnetz und die Verbraucher im Haushalt zu einem intelligenten Gesamtsystem, einem sogenannten "Schwarmspeicher", verbindet. Mit der Software können Haushalte mit einer eigenen PV-Anlage auch ihren Eigenverbrauch erhöhen sowie den Strom dann beziehen, wenn dieser billiger ist. Anmeldungen nimmt die EVN unter diesem Link entgegen.
"Größenordnungen eines Kraftwerks"
Bei einem einzigen Haushalt falle eine Abschaltung großer Stromverbraucher kaum ins Gewicht, so das Unternehmen. Für den Netzbetreiber und für das Stromnetz sei es aber eine Entlastung. "Geht man diesen Weg aber mit einer großen Kundenanzahl, ist man schnell in Größenordnungen, die einem Kraftwerk entsprechen", so die EVN. /pm