Essen (energate) - Die Digitalisierung stellt Stadtwerke weiter vor große Herausforderungen. Vor allem kleine Versorger könnten allein keine digitalen Kompetenzen aufbauen, zeigt eine bundesweite Studie von zehn Stadtwerken. Das bremse die Entwicklung digitaler Angebote, wie etwa Bau und Betrieb von Kommunikationsnetzen oder Rechenzentren. Stadtwerke würden daher oft nicht als erster Umsetzungspartner bei der digitalen Daseinsvorsorge wahrgenommen, teilte der an der Studie beteiligte Freiburger Versorger Badenova mit.
Ein Ausweg aus dieser Sackgasse können laut den Autorinnen und Autoren der Studie Kooperationen sein. Stadtwerke sollten "im wesentlich höheren Maß als bislang kooperieren". Dafür infrage kämen insbesondere die lokalen Kommunen, aber auch größere Stadtwerke und Regionalversorger - mit mehr Ressourcen. Es brauche regionale Hubs mit größeren Stadtwerken als Kompetenzzentren, um kleinere partnerschaftlich zu unterstützen, so der Appell.
Digitales oft unter dem Radar
Problematisch ist aus Sicht der Studie nämlich, dass "ein Großteil der Branche noch keine Priorisierung auf den Bereich der digitalen Daseinsvorsorge legt und auch Kooperationen selten durchgeführt werden". Zugleich unterstreichen die Autorinnen und Autoren die Bedeutung des Themas - trotz der "außergewöhnlichen Problemlagen auf den Energiemärkten in Folge des Ukrainekriegs". Eine sichere Versorgung müsse mit der digitalen Daseinsvorsorge und IT-Sicherheit beziehungsweise Cyberabwehr gemeinsam gedacht werden.
Politischer Rahmen bemängelt
Befragt wurden im Rahmen der Studie Vorstands- oder Geschäftsführungsmitglieder von 649 Stadtwerken in ganz Deutschland. Zwei Drittel von ihnen bemängelten einen passenden ordnungs- und wirtschaftspolitische Rahmen für die digitale Daseinsvorsorge, so ein weiteres Ergebnis. "Einen deutlichen Hemmschuh" sehen diese Versorger in den Gemeindeordnungen der Bundesländer, dem gültigen Vergaberecht und den existierenden Förderprogrammen. "Hier müssen Bund und Länder zügig zu Reformen kommen, damit die Stadtwerke besser und schneller digitale Services anbieten können", fordern die Studienautorinnen und -autoren.
Entstanden ist die gleichnamige Studie aus dem 2021 gegründeten Netzwerk "Digitale Daseinsvorsorge" heraus, dem außer der Badenova noch Stadtwerke und kommunale Unternehmen aus Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Lübeck, München, Münster und Wuppertal angehören. Ihr Ziel: Ein bundesweit einheitliches Verständnis von digitaler Daseinsvorsorge zu schaffen. Die Badenova selbst kooperiere derzeit mit rund 160 Städten und Gemeinden in verschiedenen Bereichen der Daseinsvorsorge, darunter etwa beim Betrieb von Rechenzentren oder aber dem Ausbau von Kommunikationsnetzen. Durchgeführt hat die Studie die Zeppelin Universität in Friedrichshafen. /dz