Wien (energate) - Die Dauer ungeplanter Stromausfälle ist im Vorjahr laut den jüngsten Statistiken der E-Control auf 23 Minuten gesunken. Das war der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen, so die Regulierungsbehörde. Bei der Gasversorgung lag die durchschnittliche Dauer ungeplanter Ausfälle sogar bei nur einer Minute. Zum Vergleich: Bei Strom dauerten die ungeplanten Unterbrechungen im Jahr 2020 rund 27 Minuten und drei Jahre davor noch 32 Minuten. Bei Gas liegt die Ausfalldauer im langjährigen Durchschnitt bei knapp zwei Minuten. "Die Zuverlässigkeit der Strom- und Gasversorgung bleibt damit trotz der sehr angespannten Lage weiter auf einem sehr hohen Niveau", erklärte dazu Vorstand Alfons Haber.
Je 50 Prozent geplante und ungeplante Störungen
Die E-Control erhebt seit dem Jahr 2003 die Dauer der Ausfälle bei der Lieferung von Strom und Gas. Dabei unterscheidet die Behörde zwischen geplanten und ungeplanten Ursachen. Beide hatten im Vorjahr einen Anteil von jeweils 50 Prozent. Geplante Ausfälle müssen den Kunden mindestens fünf Tage im Voraus angekündigt werden. Ungeplante Ausfälle unterteilen sich wiederum in atmosphärische, fremde und netzbetreiberinterne Gründe - wie etwa Fehlschaltungen oder Ausfälle im Netz. Eine weitere Kategorie sind "regional außergewöhnliche Ereignisse" wie etwa extreme Unwetterlagen.
Atmosphärische Gründe: Häufigste Ursache ungeplanter Ausfälle
Die häufigste ungeplante Ausfallsursache bei Strom waren im Vorjahr atmosphärische Gründe mit einem Anteil von 19 Prozent - obwohl ihre Häufigkeit 2021 im Vergleich zum Jahr davor um ein Drittel gesunken ist, weil es weniger extreme Unwetter gab. Die zweithäufigste Ausfallursache waren mit 16 Prozent netzbetreiberinterne Gründe. Auf "Fremdeinwirkung" wie etwa Bauarbeiten gingen 13 Prozent der Störungen zurück. Rückwirkungsstörungen sowie "regional außergewöhnliche Ereignisse" spielten mit Anteilen von je einem Prozent kaum eine Rolle. Alle regional außergewöhnlichen Ereignisse des Vorjahres (die Sturmtiefs "Ferdinand", "Dirk" sowie eine Hochwasserkatastrophe den Kitzbüheler Alpen) ereigneten sich im Juli 2021.
Ausfälle bei Gas: Störungen im Verteilernetz als häufigste Ursache
Im Gasbereich hatten 78 Prozent der Ausfälle Ursachen im Verteilnetz und 22 Prozent außerhalb, beispielsweise bei einer defekten Gastherme bei Kunden. Bei den Unterbrechungen mit Ursache im Verteilernetz gab es bei 39 Prozent kein Fremdverschulden. Bei 28 Prozent waren Probleme bei gastechnischen Anlagen der Grund. Ursachen mit Fremdverschulden hatten einen Anteil von 11 Prozent. Es falle auf, dass die Unterbrechungsdauer in den Wintermonaten deutlich geringer sei als während des Sommers, so Haber dazu.
Bei einer Versorgungsunterbrechung sei der jeweilige Netzbetreiber der erste Ansprechpartner für Betroffene, so die E-Control. Dieser sei auch gesetzlich verpflichtet, auf seiner Webseite die durchschnittliche Unterbrechungsdauer in Minuten sowie die Kennzahlen für die Zuverlässigkeit im jeweiligen Netzgebiet (SAIDI und ASIDI) zu veröffentlichen.
Qualität als Dienstleister: "Gutes Zeugnis" der E-Control
Die E-Control überwacht bei Verteilernetzbetreibern von Strom und Gas auch die Qualität als Dienstleister. Dazu zählt die Frage, wie lang es dauert, bis eine Kundenanfrage beantwortet ist oder wie gut Netzbetreiber über anstehende Termine informieren. Auch die fristgerechte Bearbeitung von Anträgen auf Netzzugang oder der Umgang mit Abschaltungen sowie die rechtzeitige Endabrechnung nach einem Vertragsende zählen dazu. Für das Vorjahr hat die Behörde 119 Strom-Verteilernetzbetreiber und 21 Gas-Verteilernetzbetreiber überprüft. Vorstand Wolfgang Urbantschitsch: "Die Bilanz für das Vorjahr ist positiv. Insgesamt können wir den überprüften Netzbetreibern ein gutes Zeugnis ausstellen."
Mängel beim größten Verteilnetzbetreiber
Überraschend sei allerdings, so Urbantschitsch weiter, dass es "beim größten Strom-Verteilnetzbetreiber in Österreich erstmals mehrere Nichterfüllungen der zu erfüllenden Standards gegeben hat." Der größte Strom-Verteilnetzbetreiber hierzulande sind die Wiener Netze. Die Nichterfüllungen beziehen sich unter anderem vorgeschriebene Fristen bei der Rechnungslegung an Netzkunden und Lieferanten. Die Wiener Netze haben im Vorjahr die Standards gegenüber 2,4 Mio. Vertragspartnern erfüllt. In rund 300.000 Fällen habe es Mängel gegeben, so der Bericht der E-Control. Bei Gasrechnungen hat die E-Control unter anderem bei Energie Ried (wegen Personalausfällen durch die Coronapandemie) sowie ebenfalls bei den Wiener Netzen Mängel festgestellt.
Die Wiener Netze haben sowohl bei den Stromrechnungen als auch bei den Gasrechnungen als Grund "eine weitreichende Systemumstellung" angeführt, konkret die Umstellung der Verrechnungsysteme (MSCONS). In diesem Fall bleibe abzuwarten, ob es sich um eine einmalige Nichterfüllung handelte, hieß es dazu bei der E-Control. In Zukunft sollte eine Systemumstellung als Grund wegfallen, so die Behörde. /pm