Wien (energate) - Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ermittelt gegen heimische Pellethersteller, Händler und den Branchenverband Propellets selbst. Es gebe den Verdacht auf Preisabsprachen, Aufteilung von Kunden sowie Einschränkung und künstliche Verknappung des Absatzes, so die Behörde. Die BWB hat im Februar Ermittlungen aufgenommen und diese Woche drei Tage lang die Räumlichkeiten von mehreren Unternehmen sowie von Propellets durchsucht. Der Branchenverband weist die Vorwürfe zurück. Der Preis für den Brennstoff ist zuletzt massiv gestiegen, wobei die Verteuerung schon Monate vor Beginn des Krieges in der Ukraine eingesetzt hat.
Die Hausdurchsuchungen in Wien, Kärnten und Tirol hat die BWB am 20. Oktober abgeschlossen. Welche Unternehmen betroffen sind, geben die Ermittler nicht bekannt. Kann die Behörde ihnen Verstöße nachweisen, sind Geldbußen von bis zu zehn Prozent des Gesamtumsatzes möglich. Die BWB gehe allen Hinweisen mit höchster Priorität nach, so Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch: "Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden."
Importe aus Russland und Ukraine bei einem Prozent
Eine Tonne Pellets kostete hierzulande in den vergangenen beiden Wintern etwa 250 Euro, aktuell beträgt der durchschnittliche Preis 630 Euro. In Österreich heizen rund vier Prozent aller Haushalte mit Pellets. Die heimische Jahresproduktion beläuft sich auf 1,6 Mio. Tonnen, davon entfallen 1,2 Mio. Tonnen auf den Verbrauch im Inland. Laut Statistik Austria gibt es im heurigen Jahr im Vergleich zum Vorjahr sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen einen leichten Rückgang. Auf die Importe hat der Krieg in der Ukraine praktisch keine direkten Auswirkungen: Pellets aus Russland und der Ukraine machen nur ein Prozent der Importe nach Österreich aus.
Propellets: "Keinerlei Fehlverhalten"
Allerdings gibt es trotzdem starke indirekte Auswirkungen. Zum einen lässt die Gefahr von Engpässen bei Erdgas die Nachfrage nach Pelletheizungen massiv steigen (energate berichtete). Zum anderen weist hier Propellets darauf hin, dass die Pelletimporte nach Europa in den vergangenen Monaten um ein Zehntel gesunken sind, weil Importe aus Russland, Weißrussland und der Ukraine fehlen. Die Einfuhren nach Österreich aus den größten Importländern Deutschland und Tschechien gingen um fast die Hälfte zurück. Das habe auch das Angebot in Österreich beeinflusst, obwohl das Land das Material kaum direkt aus Russland und der Ukraine beziehe.
Propellets weist deshalb den Verdacht auf Preisabsprachen zurück. "Wir sind überzeugt, dass die BWB keinerlei Fehlverhalten zutage fördern wird", so Geschäftsführer Christian Rakos. Der Preisanstieg habe drei Gründe, so Rakos: Die Produktionskosten seien gestiegen, unter anderem beim Strom und dem Transport. Zweitens sei die Nachfrage sehr hoch und drittens gebe es kriegsbedingte Lieferausfälle in Europa. Zudem seien Pelletpreise in Österreich signifikant niedriger als in Deutschland, der Schweiz oder Italien (energate berichtete).
Die Arbeiterkammer (AK) begrüßte die Ermittlungen trotzdem und verwies darauf, dass die Rohstoffpreise für Pellets nicht annähernd so gestiegen seien wie jene für Strom und Gas. Auch die Holzlager in Österreich seien gut gefüllt. Die regionale Verknappung erscheine daher künstlich, so die AK. Die SPÖ stellte als Reaktion auf die Ermittlungen eine parlamentarische Anfrage zum Thema. /pm