Essen (energate) - Der Energiekonzern Steag holt zu Ende Oktober die beiden Steinkohlekraftwerke Weiher und Bexbach zurück an den Markt. Die zur Abschaltung vorgesehenen Anlagen in Bergkamen und Völklingen bleiben zudem weiter am Netz. Zusammengenommen haben die Anlagen eine Leistung von rund 2.300 MW. Die Bundesregierung hatte mit dem Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz im Sommer dieses Jahres die Grundlage für die befristete Marktrückkehr der Kohlekraftwerke geschaffen. Sie sollen die Versorgung im Winter absichern und den Anteil von Erdgas in der Verstromung reduzieren. "Unsere Kraftwerke können rechnerisch etwa ein Drittel des 2021 in Gaskraftwerken erzeugten Stroms ersetzen", erklärte Ralf Schiele, Geschäftsführer Markt und Technik der Steag. Das entspreche nicht ganz vier Prozent der 2021 in Deutschland insgesamt erzeugten Strommenge.
Längere Laufzeiten
Die Renaissance der Kohlekraftwerke war allerdings schleppend angelaufen, sodass die Bundesregierung auf Betreiben der Kraftwerksinhaber einige Änderungen am Rechtsrahmen auf den Weg gebracht hatte. So war zunächst vorgesehen, dass die Anlagen nur bis Frühjahr 2023 am Netz bleiben sollten. Den Betreibern war dies wegen des Aufwandes für den Restart zu kurz (energate berichtete). Das Ministerium verlängerte den Betriebszeitraum daher bis Frühjahr 2024, gleichzeitig lockerte es die Pflichten zur Bevorratung der Kohle an den Standorten (energate berichtete). Um die Belieferung mit Brennstoff zu erleichtern, gilt für Kohletransporte zudem Vorfahrt auf dem Gleis. Seit Inkrafttreten des Steinkohleembargos gegen Russland kommen die Lieferungen über Belgien und die Niederlande.
"Die zurückliegenden Wochen waren für unsere Beschäftigten anstrengend und herausfordernd", erklärte Andreas Reichel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Steag. Gemeinsam mit Logistikdienstleistern und der Bundesregierung seien Lösungen zur Überwindung der bestehenden Transportengpässe auf der Schiene gefunden worden. Das Unternehmen hatte sich zudem zur Vorfinanzierung der Brennstoffeinkäufe einen KFW-Kredit in Höhe von 750 Mio. Euro gesichert.
Kohleversorgung "angespannt, aber beherrschbar"
Für den Restart beziehungsweise den Weiterbetrieb musste der Betreiber die Kraftwerke technisch fit machen. Wie die Steag mitteilte, hat ein Teil der Belegschaft den Ruhestand verschoben, um den Anlagenbetrieb zu gewährleisten. Allerdings kann das Unternehmen wegen des knappen Personals am Standort Völklingen-Fenne jeweils nur einen Block betreiben. Laut dem aktuellen internen Lagebild der Bundesregierung vom 18. Oktober bleibt die Versorgungslage mit Steinkohle angespannt, aber beherrschbar. Sorgen machen weiterhin die niedrigen Flusspegel, die eine Vollbeladung der Kohleschiffe nicht erlauben. /kw