Bern/Kleinmachnow (energate) - Der Software-Entwickler Enersis bietet den Betreibern von Niederspannungsnetzen einen Stresstest für die kommende Winterperiode an. "Wir unterstützen die Unternehmen dabei, Transparenz über den Zustand ihrer Stromnetze zu erhalten und mögliche Gefahren für die Versorgungsicherheit frühzeitig abzuwenden", erläuterte Geschäftsführer Thomas Koller im Gespräch mit energate. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Übertragungsnetzbetreiber im Frühjahr und im Herbst jeweils mit einem großen Stresstest beauftragt. Das Ergebnis: Eine Strommangellage droht nur in einem Extremszenario (energate berichtete). Zur Sicherheit veranlasste Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trotzdem den vorübergehenden Weiterbetrieb der drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke (energate berichtete).
Drohende Engpässe frühzeitig aufspüren
Enersis-Geschäftsführer Koller sieht auch im Verteilnetz keine Gefahr flächendeckender Ausfälle. "Den Blackout wird es nicht geben", betonte er. Dennoch mangele es im Verteilnetz vielerorts an Transparenz, was eine Risikoabschätzung schwierig macht. Eine Gefahr sieht Koller insbesondere dann, wenn es aufgrund immer noch möglicher Gasmangellagen im Winter zu einem weitverbreiteten Einsatz von elektrischen Heizlüftern kommt. Dies könnte die Stromnetze zusätzlich strapazieren. Enersis unterstützt die Stromnetzbetreiber deshalb dabei zu analysieren, in welchen Ortsnetzstationen welche kapazitiven Reserven bestehen und wo gegebenenfalls kritische Situationen entstehen könnten. Auf Basis von technischen Netzdaten, Verbrauchsdaten und 3D-Gebäudedaten identifiziert das IT-Unternehmen risikobehaftete Netzsegmente und empfiehlt technische Maßnahmen, um Engpässen frühzeitig vorbeugen zu können.
Dazu kooperiert Enersis mit der EnBW-Tochter Smight. Diese liefert Messtechnik, damit die kritischen Stellen im Netz in Echtzeit überwacht und im Bedarfsfall gesteuert werden können. "Die Kombination aus Smights Sensorik und der Datenintegrations- und Analysefähigkeiten von Enersis bieten Netzbetreibern den perfekten Start in das smarten Niederspannungsnetz", so Koller. Gemeinsam unterstützen die beiden Unternehmen zum Beispiel den südbadischen Netzbetreiber ED Netze dabei, sein gesamtes Netzgebiet zielgerichtet mit Sensortechnik auszustatten. Dazu rüstet der Netzbetreiber zwischen Freiburg und Bodensee mehrere hundert Ortsnetzstationen mit intelligenter Messtechnik auf (energate berichtete). /cs