Berlin (energate) - Das Bundeswirtschaftsministerium nimmt einen neuen Anlauf für einen Einstieg bei dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Man habe sich mit der niederländischen Regierung darauf verständigt, die Verhandlungen über eine Beteiligung an Tennet Deutschland wiederaufzunehmen, teilte das Ministerium auf Anfrage von energate mit. Zuvor hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sich öffentlich für einen Einstieg ausgesprochen. Ein solches Geschäft sei "politisch attraktiv", sagte er laut Agenturberichten in Berlin. Nach Angaben des Ministeriums seien die neuen Gespräche mit der niederländischen Regierung erst angelaufen und vertraulich. Deswegen wollte es sich nicht näher zu den Inhalten oder dem Stand äußern.
Netzausbau erfordert Milliardeninvestitionen
Das Bundeswirtschaftsministerium verwies aber auf den notwendigen Netzausbau. Die Klimaziele bis 2045 machten Investitionen in den Ausbau der Stromnetze in erheblichem Umfang erforderlich. Dies betreffe insbesondere die Regelzone von Tennet. Der Übertragungsnetzbetreiber selbst plant mit Investitionen in Höhe von rund 60 Mrd. Euro für den Zeitraum 2023 bis 2032. Laut Bericht der Agentur "Reuters" strebt das Wirtschaftsministerium in den Verhandlungen mit den Niederlanden den Erwerb einer Mehrheit an der deutschen Tennet TSO GmbH an, auch eine Komplettübernahme sei eine Option. Als Unternehmenswert stehen rund 5 Mrd. Euro im Raum.
Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Tennet ist eine Tochtergesellschaft der niederländischen Tennet BV, die wiederum im niederländischen Staatsbesitz ist. Bereits 2020 hatte die damalige Bundesregierung Verhandlungen mit dem niederländischen Staat über eine mögliche Anteilsübernahme geführt, Ziel war die "Stärkung der Kapitalbasis von Tennet" (energate berichtete). Beide Seiten wurden sich aber letztendlich nicht einig. Über die staatseigene Bank KFW hält der Bund bereits ein Anteilspaket von 20 Prozent an dem Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz. Zudem könnte ein Einstieg bei Transnet BW bevorstehen. Im aktuellen Investorenprozess hat der Mutterkonzern EnBW der KFW ein Vorkaufsrecht eingeräumt (energate berichtete). /rb