Berlin (energate) - Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) hat einen Aktionsplan für künftige Wasserstoffspeicher in Deutschland vorgelegt. Dabei sollen umgerüstete Erdgaskavernen eine zentrale Rolle spielen. Aber auch ein Neubau könnte vor dem Hintergrund der aktuellen Lage in der deutschen Gasversorgung notwendig sein, teilte der NWR mit. Denn gerade bei steigenden Wasserstoffimporten seien großvolumige Speicherlösungen unverzichtbar. Bis 2030 rechnet der Wasserstoffrat bereits mit einem Speicherbedarf von mindestens 5 TWh, danach soll der Bedarf noch deutlich steigen.
Die Zeit drängt
Deutschland habe mit seiner großen Kapazität an Kavernenspeichern zwar "beste Ausgangsbedingungen" für die Speicherung von Wasserstoff. Allerdings seien für die Umrüstung dieser Anlagen auf Wasserstofftauglichkeit noch einige politische Stellschrauben zu drehen, hieß es. "Mit Blick auf Genehmigungsverfahren und Umrüstungsdauer von mindestens fünf Jahren schließt sich das Zeitfenster für wichtige Investitionsentscheidungen bereits Mitte dieses Jahrzehnts", so der NWR. Daher müssten schon jetzt entsprechende Investitionsanreize und Fördermaßnamen auf den Weg gebracht werden. Als wichtigste regulatorische Maßnahme nennt der Rat neben der finanziellen Unterstützung in Form von Capex- und Opex-bezogenen Förderprogrammen vor allem die Verkürzung der Genehmigungsverfahren. Als gutes Beispiel könnte hierbei das LNG-Beschleunigungsgesetz dienen, mithilfe dessen die Bundesregierung aktuell den Bau von LNG-Terminals mit Hochdruck vorantreibt.
Erste Pilotprojekte laufen bereits
Zudem könnten verlässliche Ausnahmeregelungen für Pilotprojekte sinnvoll sein, meint der NWR. Schon jetzt haben sich erste Speicherbetreiber auf den Weg gemacht, in ihren Anlagen die Wasserstoffspeicherung zu testen. Dazu gehört etwa Storag Etzel, das Unternehmen hat kürzlich gemeinsam mit Partnern einen ersten Dichtheitstest am Speicher Etzel gestartet (energate berichtete). Das Vorhaben in Ostfriesland ist Teil des geförderten Forschungsprojektes "H2CAST Etzel". Etwas weiter ist die Oldenburger EWE mit ihrer Wasserstoff-Testkaverne im brandenburgischen Rüdersdorf. Diese hat eine erste Dichtheitsprüfung bestanden (energate berichtete). Im Frühjahr 2023 will EWE im Rahmen von "HyCAVmobil" dann das erste Mal Wasserstoff einlagern und den Speicherbetrieb mit Ein- und Ausspeicherungsszenarien testen.
Größter Teil der Erdgasspeicher wird noch benötigt
Künftig könnten neben den umgerüsteten Kavernen aber auch neue Wasserstoffspeicher notwendig sein, meint der NWR. Das hänge vor allem mit den massiven Anstrengungen der Politik zusammen, die Abhängigkeit von russischen Importen nach Europa zu reduzieren. Die vom Bund getroffenen Maßnahmen, wie gesetzliche Füllstandsvorgaben oder die Genehmigungspflicht bei der Stilllegung von Anlagen, ließen vermuten, dass die bestehenden Erdgas-Speicherkapazitäten bis mindestens 2025 größtenteils für die Versorgungssicherheit mit Erdgas benötigt würden. Deswegen gelte es für den Wasserstoffhochlauf, mit dem entsprechenden regulatorischem Rahmen auch den Neubau von Speicheranlagen anzureizen. Hier hält der Wasserstoffrat etwa eine Befreiung von etwaigen Entry-/Exit-Entgelten und Umlagen der angebundenen Wasserstoffnetze sowie die Befreiung von Stromnetzentgelten für den verbrauchten grünen Strom zur Einspeicherung für sinnvoll. /ml
Weitere Informationen zu den einzelnen Aspekten der Roadmap stellt der Nationale Wasserstoffrat online zur Verfügung.