Berlin (energate) - Das Risiko von sogenannten Blackouts war auch vor der Energiekrise bereits in ähnlicher Größenordnung vorhanden und wurde lediglich weniger beachtet. Dies ist ein Fazit eines Impulspapiers des Projektes "Energiesysteme der Zukunft" (Esys) der Wissenschaftsakademien Acatech, Leopoldina und der Akademienunion. Dennoch sei es wichtig, etwaige Blackout-Risiken gut zu beobachten und entsprechend vorzusorgen, schreiben die Autoren. So sei vor allem das Zusammenspiel von Dezentralisierung und Digitalisierung zu beachten. Richtig gemacht, könne das die Resilienz des Systems sogar erhöhen - etwa durch die Möglichkeit von Inselnetzbildung - und somit die Blackout-Gefährdung verringern.
Die Fachleute betonen, dass Deutschland eines der weltweit sichersten elektrischen Energiesysteme habe. Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Ausfallzeit in Deutschland gerade einmal 12 Minuten und 45 Sekunden. Dennoch bestünden derzeit Ängste vor einem Blackout, die teilweise medial und politisch geschürt würden (energate berichtete). Umso wichtiger sei es, den "schillernden Begriff Blackout" einzuordnen, schreiben die Autoren des Papiers. Ein Blackout sei ein großer Stromausfall mit massiven Einschränkungen, bei dem die Netzbetreiber temporär die Kontrolle über das Netz verlieren.
Gunst der Stunde nutzen
So gebe es durchaus neue Blackout-Risiken, heißt es weiter, zum Beispiel durch Cyberangriffe. Zudem werde zunehmend Künstliche Intelligenz zur Steuerung von Anlagen und Geräten eingesetzt. Die Algorithmen könnten unerwünschte Verhaltensmuster herbeiführen. Viele Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und der Transformation des Energiesystems seien außerdem noch ungewiss. Das erschwert den Aufbau eines zukunftssicheren elektrischen Energiesystems.
Um die Risiken möglichst gering zu halten, schlagen die Wissenschaftler vor, mit kleinen Erzeugungsanlagen, Speichern und flexiblen Verbrauchern gezielt die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Cybersicherheitsstandards seien auch für Akteure außerhalb der klassischen Stromversorgung sicherzustellen - etwa für Prosumer, Gerätehersteller und Plattformbetreiber. Zudem gelte es, die Öffentlichkeit einzubinden, Risiken transparent und faktenbasiert zu kommunizieren. Außerdem solle Deutschland eine Resilienzstrategie erarbeiten und regelmäßig evaluieren. Die Wissenschaftler hoffen, dass die derzeitige Aufmerksamkeit für das Thema die Politik zu einer raschen Umsetzung wirksamer Maßnahmen bewegt. /ck