Bonn (energate) - Die Bundesnetzagentur hat die Gebotsgrenze für die Ausschreibungen für PV-Freiflächenanlagen von derzeit 5,9 Cent auf 7,37 Cent/kWh angehoben. Damit hat die Behörde ihren neuen Spielraum zur Erhöhung der Höchstwerte in den EEG-Ausschreibungen mit 25 Prozent statt vormals 10 Prozent genauso wie bereits bei Windanlagen und Aufdachanlagen voll ausgeschöpft. Bereits in der kommenden Märzausschreibung können Unternehmen damit schon mehr Geld für den Bau von Freiflächenanlagen erhalten.
Mit der Erhöhung reagiert die Behörde auf die gestiegenen Zins- und Baukosten von Solaranlagen, die ein Gutachten des Stuttgarter ZSW bescheinigt. Die Forscher haben darin mittlere Gestehungskosten von 8,9 bis 9,3 Cent/kWh errechnet, die sich aus höheren Investitionskosten von 800 bis 850 Euro/kW (früher 650 Euro) und 5,2 Prozent Zinskosten (früher 4,1 %) ergeben. In den Phasen von hohen Strompreisen könnten die Unternehmen aber Zusatzerlöse erwirtschaften, die "eine Gesamtwirtschaftlichkeit der Anlagen herstellen können", argumentiert die Bundesnetzagentur in ihrer Festlegung. "Den Bietern sollten mit dem neuen Wert auskömmliche Gebote möglich sein", kommentierte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Den neuen Handlungsspielraum hatte die Behörde vom Deutschen Bundestag am 15. Dezember erhalten. Sie hat nun die Möglichkeit, Erhöhungen für Solaranlagen um bis zu 25 Prozent vorzunehmen.
Unterdeckung soll enden
Zuletzt führten die zu niedrig angesetzten Höchstwerte zu einem deutlichen Rückgang der Gebote. So konnte die Regulierungsbehörde in der Runde zum Stichtag 1. Juni 2022 lediglich 696 MW von insgesamt 1.126 MW an ausgeschriebener Leistung bezuschlagen - erstmals in der Geschichte der Solarausschreibungen (energate berichtete). Auch in der jüngsten Ausschreibungsrunde zum Gebotstermin 1. November wurde die ausgeschriebene Menge von 890,1 MW weit verfehlt. Den Zuschlag bekamen 117 Gebote mit einem Gesamtvolumen von 677 MW.
BSW fordert Abbau weiterer Barrieren
Die Festlegung des neuen Höchstwertes sei deshalb dringend erforderlich gewesen, teilte der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) mit. Eine jüngste Branchenumfrage habe nämlich ergeben, dass wegen der Kostensteigerungen bei Kapital und Komponenten sich Solarparks von rund 1.000 MW zuletzt nicht an den Ausschreibungen beteiligt hätten. "Die Eigen- und Direktversorgung mit regional erzeugtem Solarstrom sollte als unverzichtbarer Motor der Energiewende künftig so barrierefrei wie möglich gestaltet werden", sagte BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Der BSW empfehle der Bundesregierung nun, "zeitnah weitere Marktbarrieren zu beseitigen und die Investitionsbedingungen für die Solartechnik in Deutschland weiter zu verbessern". /am/mt