Berlin (energate) - Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet an einer Lösung für Bayerns größten Wasserstoff-Elektrolyseur in Wunsiedel. "Wir haben verschiedene Optionen besprochen", sagte die oberfränkische Bundestagsabgeordnete und Obfrau im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, Lisa Badum, im Gespräch mit energate. Das Treffen zwischen der Grünen-Politikerin, den Geschäftsführern der Betreiber, den Stadtwerken Wunsiedel und Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, am 27. Januar blieb allerdings noch ohne Ergebnis.
Hintergrund sind Berichte über ein drohendes Aus des Elektrolyseurs mit 8,75 MW Leistung, der im September vergangenen Jahres offiziell startete (energate berichtete). Demnach bestehe die Gefahr, dass die Strompreisbremse die 20 Mio. Euro teure Anlage unrentabel mache. Durch die Regeln zur Übergewinnabschöpfung sehen die Betreiber ihr Geschäftsmodell in Gefahr. Ein Direktvertrag (PPA) zur Stromlieferung durch einen Windpark lohnt sich demnach nicht mehr, wenn der Bund für die Strompreisbremse den aktuellen Börsenpreis ansetzt, der deutlich über dem Preis im PPA liegt. Auf Grund der Gewinnabschöpfung müsste der Windparkbetreiber dann die Differenz zum Börsenpreis zum großen Teil an den Staat zahlen.
Ausnahmen für Elektrolyseure
Der Elektrolyseur, hinter denen Siemens und die Rießner-Gase (je 45 %) sowie die Stadtwerke Wunsiedel (10 %) stehen, soll in erster Linie grünen Wasserstoff für Industrie- und Gewerbebetrieben in der Region erzeugen. Badum hatte versprochen, sich für Wunsiedel einzusetzen und einen Termin zu organisieren. "Besprochen wurde beispielsweise die Frage, ob PPAs auch zu Marktbedingungen abgeschlossen werden könnten, die näher an den Börsen liegen", sagte Badum. Zudem wurde erörtert, inwieweit das europarechtlich vorgegebene Verbot, dass die Energiewirtschaft von den Entlastungen der Strompreisbremse profitieren kann, auch auf Elektrolyseure zutrifft. Schließlich gebe es mehrere Anlagen, die das Thema derzeit betreffe. "Streng genommen könnte man sagen, es handelt sich eigentlich um die Erzeugung von Industriegasen und nicht um die Erzeugung von Strom", argumentierte die Bundestagsabgeordnete.
Das Einfachste wäre aber, wenn die Betreibergesellschaft WUN H2 sich ein Modell für jetzt und eines für nach der Strompreisbremse überlegen kann, führte sie aus. Die Strompreisbremse gilt bis April 2024. Bis dahin müssten die Betreiber den Strom anderweitig beziehen, beispielsweise von der Strombörse oder von einer Neuanlage. Für PPAs aus neuen Anlagen gilt eine Ausnahme in der Strompreisbremse. "Dies könnte eine Überbrückung sein", sagte Badum. Die Optionen würden nun geprüft und in zehn bis 14 Tagen solle es ein weiteres Treffen geben. Da es noch technische Probleme an der Anlage gebe, sei diese ohnehin momentan nicht in Betrieb, so dass noch keine Zeit verloren sei. Zudem werde noch auf die europäischen Regelungen zu den Kriterien für grünen Wasserstoff gewartet (energate berichtete).
Strompreisbremse als Wahlkampfthema
Wohl auch angesichts des beginnenden Landtagswahlkampfes in Bayern machten einige bayrische Politiker dennoch vor allem die Strompreisbremse für die Probleme des Elektrolyseurs in Wunsiedel verantwortlich. Wegen der Regelungen zur Abschöpfung von Überschusserlösen werde grüner Strom aus Wind und Sonne zu teuer für Elektrolyseanlagen, sagte beispielsweise Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). "So legt man den Ausbau der Erneuerbaren lahm", kritisierte er. "Wir könnten bei der Elektrolyse in Bayern schon viel weiter sein, wenn nicht die Windkraft ausgebremst worden wäre", entgegnet Badum. Die einzige Beschleunigung für Windenergie und damit die Voraussetzung für die Herstellung von grünem Wasserstoff sei vom Bund gekommen. /ck